Anleitung, um Ihre innere Zeit-Linie zu erkunden
Um das Konzept der Zeit-Linie verständlich zu machen, lade ich Sie zu einem Selbstexperiment ein. Sein Ziel ist die Erkundung der eigenen individuelle Zeit-Linie.
Dazu müssen Sie einige Fragen beantworten und sich dabei beobachten, an welchem imaginativen Ort Sie sich die jeweilige Antwort vorstellen.
Beginnen Sie mit Fragen aus der nahen Vergangenheit. Was haben Sie gestern abend gemacht? Denken Sie an ein einzelnes Ereignis von gestern abend und beobachten Sie, wo im inneren Raum Sie dieses Ereignis spontan plazieren. Angenommen, sie sind gestern abend mit dem Auto gefahren. Stellen Sie sich visuell vor, wie und wo Sie Auto gefahren sind (d.h. Sie sehen sich selbst , das Auto, die Landschaft, usw.) Wenn Sie daran denken, an welchem Ort vor oder hinter Ihnen stellt sich diese Vorstellung ein? Ist das eher rechts oder links, oben oder unten?. Akzeptieren Sie den ersten Eindruck, auch wenn er Ihnen seltsam vorkommen mag.
Versuchen Sie eine ungefähre Zuordnung nach Richtung und Entfernung.
Haben Sie Ihre erste Erinnerung innerlich an einem Ort festgehalten, dann kann der Zeitbezug schrittweise erweitert werden. Erinnern Sie sich an eine Begebenheit vor einer Woche, dann vor einem Monat, vor einem Jahr, aus Ihrer Kindheit. Halten Sie für jede Erinnerung den gedachten inneren Ort fest. Versuchen Sie, mehrere Erinnerungen aus unterscheidlichen Zeitpunkten gleichzeitig zu denken. Erfahrungsgemäß entsteht eine Systematik im Zeit-Bezug. Im Normalfall handelt es sich um eine gekrümmte Linie, die irgendwo im Raum (auch hinter Ihnen) verlaufen kann. Diese Linie ist Ihre Zeit-Linie in Bezug auf die Vergangenheit. Einzelne Orte auf der Linie kommt eine andere Zeitinterpretation zu.
Im nächsten Schritt geht um die Imagination der Zukunft. Denken Sie an eine konkrete Situation, die morgen eintreten kann. Wo ist der Ort dieser Zukunftsvorstellung? Denken Sie nachließend an Zukunftsvorstellungen, die immer weiter von heute entfernt sind. Was kann in einer Woche, in einem Monat, in einem Jahr, in zehn Jahren sein? Halten Sie jeweils den inneren Ort fest. Wo und in welcher Entfernung sind Ihre Zukunftsvorstellungen angesiedelt? Sie kommen so zu Ihrer Zeit-Linie für die Zukunft.
Im letzten Schritt geht es um die gesamte Zeit-Linie, um Ihre Gesamtkonstruktion von Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. Verbinden Sie nun an Ihre Zeit-Linie für die Vergangenheit und die Zukunft. Wie sieht diese gesamte Linie aus? Ist sie wie eine Gerade oder mehr wie ein Fluß mit vielen Windungen? Denken Sie dann an die Gegenwart, vielleicht daran, daß Sie eben jetzt diesen Text lesen. Verläuft die Zeit-Linie am Ort der Gegenwart durch Ihren Körper hindurch? Oder ist Ihre Zeit-Linie immer außerhalb Ihres Körpers und Sie und Ihre Zeit-Linie sind immer getrennt? Für diesen Fall: befinden Sie sich oberhalb oder unterhalb der Zeit-Linie?
Zeichnen Sie Ihre Zeit-Linie auf.
Vergleichen Sie Ihre Zeit-Linie mit dem im Lexikon genannten drei typische Arten von Zeit-Linien:
Zeichnung zu den drei Arten
Von In-Zeit spricht man, wenn die Zeit-Linie in der Achse vorne / rückwärts durch den Körper hindurchgeht. Die Vergangenheit befindet sich dabei meistens rückwärts, die Zukunft vorne.
Die Zwischen-Zeit ist eine Abwandlung der In-Zeit, wobei die gesamte Zeit-Linie mit Ausnahme der Gegenwart (sie befindet sich innerhalb des Körpers) im Beobachtungsfeld vorne liegt. Die Zeit kann von rechts nach links (wie eingezeichnet) oder auch von links nach rechts verstreichen.
Die Durch-Zeit schließlich bezeichnet alle Zeit-Linien, die zur Gänze außerhalb des Körpers sind. Auch die Gegenwart wird von außen betrachtet, meistens liegt sie direkt vor (und / oder unterhalb) der Betrachterin oder dem Betrachter.
Welche Variante trifft auf Sie zu?
Wenn Ihre Zeit-Linie in keines dieser Schema paßt: ich lade Sie ein, mir dies mitzuteilen. Interessant wird es immer, wenn die einfachen NLP-Modelle nicht passen. Vielleicht gibt es für Sie und für mich etwas zu entdecken. Schreiben Sie mir!
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Quellenangabe: Linzer Akademie für NLP. Copyright Walter Ötsch 1996. |
© Walter Ötsch