Grundannahmen des NLP Eine Menge von Annahmen, die grundlegende Beliefs des NLP zum Ausdruck bringen. Welche Annahmen als Grundannahmen des NLP gelten, wird nach Richtung und Schule verschieden gesehen. Typische Grundannahmen sind (nach Bretto 1988, Introduction 1f. und Dilts und Epstein 1992a, 24):
(1) Jede Person hat ihr eigenes Modell der Welt. Jede Person lebt in ihrem eigenen Modell der Welt.
(2) Die "besten" Modelle der Welt sind die, die die meisten Wahlmöglichkeiten mit sich bringen.
(3) Menschen treffen zu jedem Zeitpunkt die beste Entscheidung, die ihnen - aufgrund ihrer Modelle der Welt und der Situation - möglich ist.
(4) Für jedes Problem gibt es eine Lösung (ein wünschenswertes Ergebnis).
(5) Jede Person besitzt (potentiell) alle Ressourcen, die sie benötigt, um ihre Probleme lösen zu können.
(6) Jedes Individuum ist als Person in Ordnung. Hinterfragt wird nur die Angemessenheit seines Verhaltens. Für (intensives) Lernen ist es hilfreich, das Verhalten einer Person zu bewerten und gleichzeitig ihren Selbstwert zu betonen.
(7) Das Verhalten einer Person ist von der Absicht der Person zu trennen. Hinter jedem Verhalten steht letztlich eine positive Absicht.
(8) Die Bedeutung von Kommunikation ist die Reaktion, die sie bei anderen hervorruft. Die Intention des Kommunikators ist nicht die Bedeutung der Kommunikation.
(9) Körper und Geist sind systemische Prozesse. Körper und Geist sind Teil der gleichen kybernetischen Struktur. Alles, was in einem Teil des Systems geschieht, hat Auswirkungen auf alle anderen Teile.
(10) Wenn etwas nicht funktioniert: Hör damit auf und probier etwas Neues.
Die Frage, welche dieser Annahmen jemand für nützlich erachtet, und in welchem Ausmaß jemand fähig ist, sie in das eigene Leben zu integrieren, bildet einen wichtigen Bestandteil einer ernsthaften Auseinandersetzung mit NLP. Die Grundannahmen des NLP dürfen nicht als "Wahrheiten" missverstanden werden. Sie gelten im NLP als hilfreiche Beliefs, deren Nützlichkeit an der eigenen Erfahrung überprüft werden soll.
Die prinzipielle Stellung der Grundannahmen im Denksystem des NLP ist umstritten. NLP kann als axiomatisches System interpretiert werden: die Grundannahmen sind die Axiome, und von da werden alle weiteren Ideen und Aussagen abgeleitet. In einer konstruktivistischen Interpretation des NLP hingegen (das ist meine Interpretation, W.Ö.) sind Grundannahmen Beliefs. Sie sind kein fester Bestandteil des NLP, sondern können immer verändert werden. Das bedeutet auch:
(11) "Wenn eine bestimmte Grundannahme sich (nicht) mehr als nützlich erweist, ist es an der Zeit, eine neue auszuprobieren." (Weerth 1994 (1992), 27).
Dieser Hinweis könnte für manche Grundfragen des NLP bedeutsam sein, z.B. seiner Sichtweise des Bewusstseins, der (impliziten) Computer-Metapher des Geistes und des mechanistischen Welt-Bildes.
Weitere Literatur: Krusche 1992, 23ff. und O´Connor und MacDermott 1996, 145ff.
© Walter Ötsch