Das Wörterbuch des NLP

a b c d e f g h i j k l m n o p q r s t u v w x y z
Analog Die Gegensatz-Paare analog und digital werden in der Sprache des NLP in zwei verwandten Bedeutungen verwendet:

(1) als Klassifizierung für kontinuierliche und diskontinuierliche Prozesse. Analoge Informationen sind kontinuierlich meßbar (Dilts 1983, 26), analoge Prozesse sind kontinuierlich veränderbar (dychoton), - in winzigen Schritten, wie auf einer Skala. Beispiele für analoge Kommunikation sind der Körper-Ausdruck und der Stimmklang. Digitale Informationen und Prozesse sind demgegenüber diskontinuierlich veränderbar (diskret), - abrupt, wie in großen Sprüngen. Ein bekanntes Beispiel ist die Sprache (Bandler und Grinder 1994a (1975), 209).

In dieser Bedeutungsgebung können analoge und digitale  Untereigenschaften unterschieden werden. Analoge Untereigenschaften sind z.B. die Helligkeit, der Kontrast, die Größe und die Entfernung innerer visueller Bilder (Jede dieser Untereigenschaften kann auf einer Skala verändert werden: ein Bild kann heller oder dunkler sein). Digitale Untereigenschaften sind z.B. die Unterscheidungen nach dissoziiert / assoziiert, lokalisiertes / ganzheitliches Körper-Gefühl oder die Stereo- / Mono-Qualität eines Hör-Erlebnisses.

(2) Als Klassifikation für die "Gleichartigkeit" oder "Ähnlichkeit" von "Modell" und "Realität". Eine analoge Uhr, eine Ziffernblatt-Uhr, zeigt die Zeit (die "Realität") in Form eines Kreises (das "Modell" der Zeit), eine digitale Uhr in Form von Ziffern. In der analogen Darstellung besteht ein direkter Zusammenhang zwischen der Strecke, die der Zeiger zurücklegt, und der Zeit, die verstrichen ist: je weiter die Zeit voranschreitet, desto weiter schreitet der Zeiger auf seinem Weg um das Ziffernblatt voran.

Analoge Kommunikation in dieser Bedeutung ist die  Körper-Sprache (Haltung, Mimik, Gestik, Stimmqualität ...), digitale Kommunikation die gesprochene Sprache (Wörter und Sätze). Die analoge Körper-Sprache (z.B. eine geballte Faust) spiegelt direkt eine innere Befindlichkeit wider (z.B. den Wunsch, tatsächlich zuzuhauen). "Modell" (die Faust) und "Realität" (die Wut) stehen hier in einer direkten Abbildungs-Beziehung: die Struktur- und Intensitäts-Merkmale des "Territoriums" werden direkt in der "Landkarte" gespiegelt, wie bei der Zeit-Strecke und der Strecke des Zeigers auf der Uhr. Digitale Abbildungen hingegen sind weniger direkt. Zeichen (die Buchstabenfolge K-a-t-z-e) und Inhalt (das Tier "Katze"), "Modell" und "Realität" stehen in einer künstlichen, per Konvention erlernten Beziehung.

Die analogen (körpersprachlichen) und die digitalen (verbalen) Anteile an Kommunikation können einander widersprechen (  Inkongruenz). Welche Botschaft ist dann die "richtigere"? Bateson und die Palo-Alto-Schule ordnen die digitalen Informations-Anteile dem Inhalts-Aspekt, die analogen Anteile dem Beziehungs-Aspekt von Kommunikation zu (Bateson 1983 (1972), 270ff.). Analoge und digitale Anteile werden hier in eine Hierarchie gestellt (vgl. dazu auch die differenzierte Sichtweise bei Bateson 1983 (1972), 376): was jemand sagt (die Worte) wird als "weniger wahr" gedeutet, als wie jemand dies sagt (die nonverbalen Elemente) (Kriz 1994, 245). Grinder und Bandler kritisieren explizit diese Sichtweise: nonverbale Botschaften sind keine  Meta-Botschaften (in der Bedeutung von übergeordnet) zu verbalen Botschaften, sondern  Para-Botschaften (auf einer gleichen Ebene) (1994a (1975), 42ff.). Diese Ansicht wird heute im NLP geteilt (Bachmann 1993 (1991), 86f.).

Weitere Literatur: Bandler und McDonald 1993 (1988), 71 ff.

© Walter Ötsch