(1) Diese Fähigkeit steht im Zentrum der Philosophie von Hans Vaihinger (1852-1993), auch "Die Philosophie des Als Ob" (Vaihinger 1911) oder "Fiktionalismus" genannt.
Vaihinger geht von der "Einbildungskraft" des Menschen aus: Menschen entwerfen die ganze Zeit auf eine unbewußte Weise  Modelle der Welt und handeln, "als ob" ihre eigenen Modelle "wahr" wären. Selbst ganz elementare Begriffe, wie ein "Ding", sind nach Vaihinger "Fiktionen": einzelne subjektive Empfindungen (wie der Geschmack von Zucker) werden als statische "objektive Eigenschaften" einem "Ding" (dem Zucker) zugeordnet. Prozeßhaft-dynamische Empfindungen gerinnen zu einem statischen "Ding" und im Alltag tun wir so, "als ob" diese "Dinge" mit ihren Eigenschaften "tatsächlich" existieren würden (Vaihinger 1911, 300ff.). Bandler und Grinder zitieren in "Metasprache und Psychotherapie" diese Ideen als ein Beispiel dafür, wie Sprache und sprachliche Begriffe soziale (und individuelle) Realitäten schaffen (1994a (1975), 31f.).
(2) Die Fähigkeit zu simulieren spielt in vielen Techniken des NLP eine große Rolle. Beispiele sind die zweite Position, bei der Menschen tun, "als ob" sie eine andere Person wären oder die dritte der  Wahrnehmungs-Positionen, bei der Menschen eine Situation oder ein Ereignis so betrachten, "als ob" sie außerhalb der Situation wären. Die NLP-Techniken der (äußeren)  Zeit-Linie leiten Menschen an, Ereignisse in der Vergangenheit oder in der Zukunft so zu erleben, "als ob" sie jetzt stattfinden würden.
(3) Viele Techniken des NLP basieren auf einer direkten Aktivierung von  Ressourcen, z.B. durch die Aktivierung von  Referenzerfahrungen: Menschen stellen sich vor, sie wären jetzt in dieser Erfahrung. Sie tun dabei so, "als ob" sie jetzt an diesem Ort / zu dieser Zeit / in diesem Erlebnis wären. Diese Technik findet auch in der  Ziel-Arbeit häufig Anwendung. Eine intensive Simulation des  Ziel-Zustandes wird im NLP in der Regel positiv interpretiert (und geübt). Dabei geht man davon aus, daß das Gehirn nur unvollständig zwischen einer Vorstellung (der "Simulation") und einem tatsächlich stattfindenden Ereignis (der "Realität") unterscheiden kann: das Nervensystem bringt sich in einen Zustand, "als ob" all dies jetzt passieren würde. Damit wird der  Fokus der Aufmerksamkeit auf Ressourcen und auf das eigene Potential gelenkt, wodurch die Wahrscheinlichkeit der Erreichung von Zielen erhöht wird.
(4) Techniken des "als ob" werden im NLP auch verwendet:
(a) um ein Ziel  ökologisch zu überprüfen. Dazu ist ein  genaues Wahrnehmen der  Physiologie notwendig, die eine Person einnimmt, wenn sie sich innerlich ihr Ziel vorstellt bzw. vorstellt, sie hätte das Ziel bereits erreicht.  Inkongruenzen bzw. keine vollständige  Ressourcen-Physiologie werden im NLP als Einwände von  Teilen im  Unbewußten interpretiert, deren  gute Absicht erkundet, gewürdigt und in das (modifizierte) Ziel eingebaut werden soll.
(b) um kreative Lösungen für die Erreichung eines Zieles zu erkunden. Die Vorstellung, man hätte ein Ziel bereits erreicht, ist in vielen Fällen ein  Ressourcen-Zustand, in dem meist der Zugang zum kreativen Potential leichter gelingt. Eine typische Technik geht so: sich die Erreichung des Zieles assoziiert vorstellen, von da auf die Gegenwart oder das Problem (räumlich entfernt gedacht) zu blicken und sich die Frage zu stellen: "Was habe ich genau gemacht, um dieses Ziel zu erreichen?"  Übung: vom gegenwärtigen zum künftigen Zustand
(5) Diese Technik ist ein Beispiel für die Anwendung eines "Als ob"-Rahmens ("as if" frame) im NLP. Der "Als ob"-Rahmen ist ein Rahmen (  Kontext), der im Gegensatz zum tatsächlichen oder gedachten Rahmen eines Problems steht ("Problem-Rahmen"). Im "Als ob"-Rahmen soll der Zugang zu gewünschten Informationen oder gewünschtem Verhalten verfügbar gemacht werden. Seine Anwendung ist dann sinnvoll, wenn der direkte Zugang dazu in der Gegenwart blockiert ist (Bretto 1988, Outcomes 17).
© Walter Ötsch