Behaviorismus Von 1913 bis etwa 1970 eine der Hauptrichtungen in der Psychologie. Der Behaviorismus vertrat die Meinung, die Psychologie dürfe sich nur mit dem von außen beobachtbaren Verhalten von Mensch (und Tier) beschäftigen. Der Behaviorismus untersucht, wie äußere Reize (stimuli) ein bestimmtes (äußerlich beobachtbares) Verhalten (responses) hervorrufen. Der Behaviorismus untersucht nichts "im Menschen". Es gibt hier keine "Innen-Welt". Die Behavioristen lehnen es ab, das Verhalten des Menschen aus Gedanken, Gefühlen, Absichten oder anderen geistigen Prozessen zu erklären. Der Mensch ist hier eine biologische Maschine, ein reiner Reiz-Reaktions-Mechanismus.
NLP als pragmatischer Ansatz hat die Reiz-Reaktions-Idee in Form des Anker-Konzeptes übernommen. Viele Anker-Techniken des NLP gehen auf behavioristische Verfahren zurück. NLP hat damit, so könnte man sagen, den Behaviorismus auf der Ebene der Techniken integriert. Auf einer theoretischen Ebene eignet sich der Behaviorismus jedoch nicht für eine Fundierung von NLP. Dilts, Bandler und Grinder führen dafür drei Gründe an (1994 (1980), 16ff.):
(1) Der Behaviorismus setzt einen objektiven Beobachter voraus. NLP schließt den Wahrnehmungsstandpunkt des Beobachters in die Beschreibung mit ein.
(2) Der Behaviorismus argumentiert wissenschaftlich-statistisch. NLP entwickelt seine Modelle in sinnesspezifischen Begriffen, die den Anwendern verfügbar und zugänglich sind.
(3) Der Behaviorismus beschreibt den Menschen ohne "Innen-Welt", als "Black Box", deren innere Struktur unbekannt ist. NLP öffnet die "Black Box der Behavioristen" und studiert die Strukturen innerer Räume.
Ich ergänze aus meinem Verständnis von NLP:
(4) Für den Behaviorismus sind Menschen konditionierte Apparate, ohne freien Willen. NLP betont das Potential im Menschen: seine potentielle Freiheit, selbstbestimmt, nach eigenen Werten und Zielen zu leben.
(5) Der Behaviorismus glaubt an das Konzept einer "objektiven Wissenschaft". NLP basiert auf einer konstruktivistischen Philosophie.
© Walter Ötsch