Verhandlungs- Schlichtungsprozess
John Grinder hat Anfang der achtziger Jahre einen Prozess zur Verhandlung und Schlichtung entwickelt (Dilts, Bandler, Grinder 1985, S. 283 ff). Er eignet sich zur Mediation bei Konflikten zwischen Einzelpersonen als auch bei Organisationen jeglicher Art. Mit ihm können Lösungen antagonistischer Konflikte entwickelt werden ohne persönlichen Wachstumsanspruch an die Konfliktparteien.
Der Verhandlungs- und Schlichtungsprozess unterscheidet zwischen Verhalten und Absichten. Als Verhalten werden die jeweils konkreten Forderungen der Parteien definiert. Konkrete Forderung heißt hier, dass sie sinnlich erfahrbar sein muss. Als Absichten werden die allgemeinen Ziele und Werte definiert, die zu einem bestimmten konkreten Verhalten führen. Sie abstrahieren vom konkreten Verhalten.
Verhandlungen fahren meistens fest, wenn konkrete Forderung gegen konkrete Forderung steht. Diese Blockade kann überwunden werden mit Fragetechniken, die auf dem Milton-Modell der Sprache basieren. Diese Fragetechniken machen es möglich, dass das hinter der konkreten Forderung stehende allgemeine Ziel hervortritt.
Hat der Schlichter übergeordnete Ziele bei beiden Parteien erfragt, besteht die Möglichkeit eine Übereinkunft der Konfliktparteien auf der Meta-Ebene zu schaffen. Dies ist das möglichst größte gemeinsame Metaziel und die neue Grundlage der Verhandlungen.
Folgende Anforderungen werden an das Metaziel gestellt:
Das Metaziel löst einen Amnesieeffekt aus gegenüber der Blockade, wie sie am Anfang der Verhandlungen bestand; zumindest erfahren die Verhandlungen ein Reframing ihres Konflikts.
Nun gilt es das Metaziel zu konkretisieren, um neue Lösungen zu finden. Dieser Prozess erfordert Schöpfertum von allen Beteiligten und wird unterstützt von Fragetechniken des Meta-Modells der Sprache. Damit provoziert der Schlichter die Konkretisierung und sinnliche Qualität der zu entwickelnden Verhandlungslösungen. Der Vorteil für die Verhandlungspartner besteht darin, dass sie damit überprüfbar sind.
Nach der Verhandlungslösung initiiert der Schlichter abschließend einen ökologischen Check
Der Verhandlungs- und Schlichtungsprozess zeichnet sich gegenüber anderen Mediationsprozessen durch seine strikte Orientierung auf den Prozess aus: „Wenn wir innerhalb von Organisationen schlichten (oder – wie bei der Familientherapie – mit Gruppen arbeiten), dann beachten und kontrollieren wir mehr die nonverbalen als die verbalen Aspekte der Kommunikation.“ (Dilts u.a. 1994, 284.)
Entsprechend wirkt der Schlichter mit Interventionen aus der Arbeit mit dyadischen Systemen, wie z. B. der Auflösung kalibrierter Schleifen mit Hilfe von Spiegeltechniken, wie der des Anker klauens
Die Prozessschritte sind:
Anwendungsbeispiel aus dem Bereich der Sozialpartner
Text von Rolf Läpple
© Walter Ötsch