Bateson-Kategorien, Bateson-Lernkategorien, logische Ebenen nach Bateson Die Theorie der logischen Typen von Whitehead und Russell (1910 - 1913) ist ein Versuch, den Gesamt-Bereich der Mathematik hierarchisch-logisch zu ordnen. Jeder mathematische Begriff, jedes Theorem, jede Aussage, ... wird eindeutig einer bestimmten logischen Ebene zugeordnet.
Eine Menge (z.B. die Menge aller Bücher) wird einem höheren logischen Typ zugeordnet als ihre Elemente (ein einzelnes Buch), eine Bezeichnung (z.B. ein Symbol für ein "Ding") einer höheren Ebene als das Bezeichnete (z.B. ein "Ding"), eine "Landkarte" einer höheren Ebene als das "Gebiet" usw. Auf diese Weise sollten auch alle logischen Widersprüche eliminiert werden.
Gregory Bateson hat 1964 vorgeschlagen, diese Theorie auf Probleme der menschlichen Kommunikation anzuwenden (Bateson 1983 (1972), 362ff.). Bateson unterscheidet dabei vier (bzw. fünf) logische Kategorien von Lernen:
(1) Lernen Null ist die primitivste Art des Lernens, z.B. eine stereotype Reaktion: "Ich "lerne" von der Werkssirene, dass es zwölf Uhr ist." (368).
(2) Lernen Eins (Lernen I) ist etwas komplizierter. Beispiele sind "mechanisches Lernen" oder die klassische Konditionierung im Behaviorismus: eine Person "lernt", auf einen Reiz auf eine neue Weise zu reagieren, - ein neuer Anker wird wirksam.
(3) Lernen Zwei (Lernen II) ist eine "Veränderung im Lernen I", ein Meta-Lernen über Lernen I. Eine Person "lernt" z.B. verschiedene konditionierte Reaktionen und entwickelt daraus Theorien über Menschen allgemein und über sich selbst. Diese Theorien fassen viele Erfahrungen von Lernen I zusammen und interpretieren sie in einer verallgemeinerten Weise. Lernen II ist eine Interpretation von Lernen I.
Lernen II ist ein Phänomen höherer logischer Ordnung als Lernen I. Dieses Lernen hat wiederum Rückwirkungen auf Lernen I. Lernen II hat mit der Entwicklung von Modellen und Beliefs zu tun. Es bezieht sich auf den Kontext, in den Menschen Erfahrungen einordnen und den Menschen für sich konstruieren.
(4) Lernen Drei ist noch abstrakter. Es bezieht sich auf den Kontext von Lernen II. Beim Lernen III werden grundlegende Vorannahmen in Frage gestellt, auf denen Lernen II beruht, z.B. Modelle über den Menschen und das eigene Ich. Lernen III ist ein umfassendes Lernen. Es modifiziert das Ich, d.h. die personale Identität der lernenden Person (wie es der Core-Transformation-Prozess oder der Ur-Credo-Prozess bewirken kann).
Lernen Drei ist nach Bateson "schwierig und selten". Bateson erwähnt Erfahrungen, wie sie "Zen-Buddhisten, abendländische Mystiker oder einige Psychiater" beschreiben (390). Lernen Drei könnte auch (das ist meine Vermutung) ein tiefes Verständnis des Belief-Konzeptes sein.
(5) "Lernen IV wäre Veränderung im Lernen III, kommt aber vermutlich bei keinem ausgewachsenen lebenden Organismus auf dieser Erde vor" (379). (Was Bateson damit meint, bleibt unklar).
Die Lern-Kategorien von Bateson sind für NLP bedeutsam. Robert Dilts hat sein Modell der logischen Ebenen ausdrücklich auf die Lerntypen von Bateson bezogen (Dilts 1993 (1990), 219).
Weitere Literatur: Weerth 1994 (1992), 235ff. und Schauer 1995, 136ff.
Literatur von und zu Bateson: Ruesch und Bateson 1995 (1968), Bateson 1983 (1972) , 1984 (1979) und 1986, Bermann 1983 (1981), 167ff., Holl 1985 und Walker 1996, 57ff.
© Walter Ötsch