Walt-Disney-Strategie Eine Kreativitäts-Strategie, die Dilts und Epstein (1994 (1991)) durch Modellieren von Walt Disney entwickelt haben. Die Walt-Disney-Strategie ist ein Modell für drei Phasen in einem kreativen Prozess: (1) die Phase des Träumers (der Träumerin), (2) die Phase des Realisten (der Realistin) und (3) die Phase des Kritikers (der Kritikerin).
(1) Der Träumer (die Träumerin) ist einem Zustand, in dem neue Ideen entstehen. Hier konstruieren sich Menschen fast keine Grenzen und Einschränkungen. Es geht um Ideen, Gedanken, Phantastereien, - nicht darum, was davon verwirklicht werden kann. Der Träumer entwickelt Ziele und Visionen. Er ist vor allem visuell und konstruiert visuelle Zukunfts-Bilder. Er ist assoziiert im Zustand des Träumens und konstruiert dissoziierte Zukunfts-Bilder (in denen eine Person sich selbst in der Zukunft sieht).
(2) Im Zustand des Realisten oder der Realistin ist der Fokus des Bewusstsein auf das konzentriert, was realistisch machbar ist und was nicht. Der Realist vollzieht im assoziierten Zustand das (oder Teile davon) nach, was der Träumer dissoziiert in der Zukunft getan hat.
Der Realist simuliert eine Gegenwart. In dieser Simulation entwickelt er einen konkreten Plan für die Ideen und Visionen aus dem Zustand des Träumens. Der Realist denkt logisch und erstellt einen logisch strukturierten Plan, z.B. wird ein Ziel in Detailziele zerlegt, die wichtigsten Schritte werden festgehalten, Aufgaben festgelegt und verteilt. Der Realist ist vor allem kinästhetisch: er überprüft mit seinem Gefühl den Zukunfts-Entwurf des Träumers und stellt sich gedanklich vor, dass er mit seinem Körper und seinem Tun realistische Handlungen in der Gegenwart setzt.
(3) Der Kritiker oder die Kritikerin ist ein Zustand, in dem eine Person von ihrem Projekt dissoziiert ist. Der Kritiker ist eine Meta-Position, von der aus der bisher entwickelte Plan überprüft wird. In Abstand zu dem eigenen Vorhaben und distanziert von sich selbst, wird nüchtern überprüft, ob irgendetwas vergessen wurde und ob es irgendetwas gibt, was die Durchführung des Planes verhindern könnte.
Der Kritiker arbeitet vor allem auf dem auditiven Kanal: er aktiviert den inneren Dialog, hört auf seine innere Stimme und fragt sich, was alles noch verbessert werden kann. Dieser Zustand hat viel mit der Vergangenheit zu tun, weil auch Erfahrungen aus der Vergangenheit aktiviert werden.
Das Modell des Träumers, des Realisten und des Kritikers beschreibt drei innere Zustände und Haltungen. Man kann sie auch als dreifache Polaritäten definieren. NLP betont den Wert jedes dieser drei Zustände: Um zum Beispiel Ziele zu finden, ist es sinnvoll die Träumerin, den Träumer zu aktivieren, um die Ziele zu verwirklichen ist es wichtig, der Realistin, dem Realisten den Plan erstellen zu lassen und der Kritikerin, dem Kritiker die Kompetenz der Überprüfung zu geben. Jeder dieser Zustände kann als Teil im Unbewussten definiert werden. Wie immer im NLP geht es um einen geordneten und zielgerichteten Umgang mit Teilen. Bei erfolgreichen Personen wurde festgestellt, dass sie die drei Zustände klar voneinander trennen und alle drei Haltungen praktizieren.
Das Walt-Disney-Modell liefert auch eine einfache Klassifikation von Menschen. Manche Menschen leben (in einem bestimmten Kontext) mehr einen dieser Pole.
(a) Jemand ist z.B. mehr mit dem Träumer vertraut. Dieser Person wird es leicht fallen, viele Ideen zu entwickeln. Meist ist sie sehr begeisterungsfähig, allerdings wird selten etwas konsequent umgesetzt.
(b) Jemand anderer ist eher Realist: konsequent im Erledigen von Angelegenheiten, zielführend in der Umsetzung, aber vielleicht nicht so kreativ, wenn es darum geht, neue Wege zu entwickeln.
(c) Der Wert von Menschen, die sich auf das Kritisieren spezialisiert haben, wird oft gering geschätzt. Ihr Fokus ist auf das Fehlende gerichtet: sie wissen meistens, warum etwas nicht geht, was falsch an dem Ganzen ist, was fehlt und was man noch besser machen könnte.
Für die Arbeit in einem Team kann es hilfreich sein, dieses Modell zu kennen und Menschen nach ihrer Spezialisierung koordiniert einzusetzen (und zum Beispiel den üblichen Streit zwischen Träumer und Kritiker zu unterbinden).
© Walter Ötsch