Verzerrung Eines der Prinzipien der menschlichen Modell-Bildung, wie es im Meta-Modell beschrieben wird. Verzerrung bezieht sich auf die Beziehung zwischen den einzelnen Elementen einer "Landdkarte". Verzerrungen entstehen, wenn die Struktur-Beziehungen zwischen den Elementen der "Landschaft" nicht den Struktur-Beziehungen zwischen den Elementen der "Landkarte" entsprechen ("Landschaft" und "Landkarte" stehen in keiner isomorphen Beziehung). Dies gilt in beiden Richtungen: von Verzerrung spricht man, wenn Menschen "falsche" Modelle konstruieren, bzw. wenn Menschen "Realität" "falsch" wahrnehmen, z.B. wenn alte Beliefs die Interpretation neuer Faktoren einfärben. (Jochims 1995, 121 f.)
Verzerrung ist das gewöhnliche Ergebnis des Auswahl-Prozesses des Bewusstseins: der Fokus der Aufmerksamkeit ist auf bestimmte Aspekte gerichtet, - die "Realität" wird verzerrt. "Verzerrung ist der Prozess, der uns ermöglicht, in unserer Erfahrung sensorischer Einzelheiten eine Umgestaltung vorzunehmen" (Bandler und Grinder 1994a (1975), 37). "Ohne diesen Prozess könnten wir nicht für die Zukunft planen oder Träume in die Realität umsetzen. Wir verfälschen die Realität in der fiktiven Literatur, in der Kunst, und sogar in der Wissenschaft. Ein Mikroskop, ein Roman und ein Gemälde sind alles Beispiele für unsere Fähigkeit, die Realität zu verzerren und zu verfälschen" (Cameron-Bandler 1992 (1978), 155 f.).
Verzerrungen äußern sich in bestimmten Verletzungen des Meta-Modells der Sprache. Beispiele sind:
(1) Dispositionsprädikate: Wörter, die auf Möglichkeiten in der Zukunft verweisen. Beispiele: Computer-Sucht ist heilbar, NLP ist lernbar.
(2)Â Nominalisierungen: Substantive, die einen Prozess verdeutlichen, wie: Beziehung, Liebe, Entscheidung.
Verzerrungen führen zu Beliefs. Beispiele:
(1) Komplexe Äquivalenzen (Komplexe Äquivalenz liegt vor, wenn zwei verschiedene Aussagen in einer solchen Weise miteinander verbunden sind, dass man sie für gleichbedeutend hält): "Wenn Du nicht aufhörst, mit dem Computer zu spielen, dann hast Du mich nicht gern."
Komplexe Äquivalenzen werden im Meta-Modell geklärt, indem die Gleichsetzung direkt befragt wird.
(2) Ursache-Wirkungs-Konstrukte: "Ich würde jetzt gern aufhören zu lesen, aber ich bin zu träge", "Diese Sätze machen mich fertig".
Mehr an Tiefen-Struktur können Fragen bewirken, wie: "Was müsste passieren, damit dies nicht stimmt", "Wie verursacht denn das eine das andere?", "Wie machen Sie das, dass das bei Ihnen so ist?".
(3)Â Vorannahmen, oft in Form von "weil", "wenn", "falls": "Wenn Du klug wirst, wirst Du das alles verstehen" (die Vorannahme ist: "Du bist nicht klug").
Hier kann man die Vorannahmen direkt hinterfragen: "Wie kommst Du darauf?", "Was führt Dich dazu anzunehmen, dass ", - und
(4) Gedankenlesen: "Der Autor sollte doch wissen, dass ich das nicht mag".
Fragen sind: "Woher kann ich das wissen?", "Wie wissen Sie das?".
© Walter Ötsch