Das Wörterbuch des NLP

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Swish Swish ist eine Interventions-Technik, die Richard Bandler erfunden hat. (Er hat sie einmal als die wirkungsvollste NLP-Technik bezeichnet). Bei einem Swish werden zwei innere Bilder (zwei visuelle Repräsentationen) sehr schnell ausgetauscht.

Swish ist im Englischen ein lautmalendes Phantasiewort (to swish), dass sich ins Deutsche am besten mit "zischen" übersetzen lässt. Ein zischendes Geräusch entsteht, wenn sich zwei Dinge schnell aneinander vorbeibewegen.

Genau diese Vorstellung wird bei der Technik des Swish aktiviert: ein Bild bewegt sich schnell von einem Ort weg und ein anderes Bild zischt an diesen Ort. (Das ganze dauert vielleicht zwei Sekunden). Diese Bewegung wird oft durch den Coach, der diese Technik anleitet oder die Person, die dies in einer Selbst-Anleitung macht, mit Gestensprache oder Zisch-Lauten unterstützt. (Richard Bandler zischte mit seinem Mund, um dem Klienten zu signalisieren, wie schnell er diese Technik innerlich ausführen sollte).

Die Technik des Swish basiert auf zwei Bildern:

(1) ein Bild, das das Problem beinhaltet (ich sehe assoziiert das, was es beim Beginn des Problems zu sehen gibt, z.B. meinen Griff zu der Zigarette, oder ich sehe dissoziiert mich selbst, wie ich rauche) und

(2) ein Bild, das das Ziel enthält (ich sehe mich selbst, wie ich etwas anderes mache, das mir gefällt), - wobei sich das Ziel-Bild inhaltlich immer auf das Problem-Bild bezieht: es soll es ja ersetzen.

Swishen bedeutet, dass die Aufmerksamkeit schnell vom Problem-Bild zum Ziel-Bild gelenkt wird. Im Standard-Swish wird:

(1) das Problem-Bild als großes und helles Bild entwickelt,
(2) das Ziel-Bild als kleines dunkles Bild in eine Ecke des Problem-Bildes platziert und
(3) mit Husch und Swish das kleine dunkle Ziel-Bild größer gemacht, sodass es das Problem-Bild bedeckt, welches gleichzeitig verblasst und verschwindet.

Anleitung zu einem Standard-Swish

Die Grund-Idee dieser Technik wurde in vielen Varianten abgewandelt.

Beispiele:

(1) Beide Bilder stehen in einer gewissen Entfernung nebeneinander. Das Problem-Bild entschwindet nach hinten, das Ziel-Bild kommt blitzschnell nach vorne und nimmt das Gesichtsfeld ein.
(2) Das Problem-Bild steht unten, das Ziel-Bild oben. Das Problem-Bild stürzt in einem Augenblick in das Ziel-Bild, das gleichzeitig als Panorama-Bild die obere Hälfte des Gesichtsfeldes ausfüllt.

© Lucas Derks 1997

(3) Beide Bilder stehen nebeneinander. Die Augen wandern blitzschnell hin und her, dazwischen wird geblinzelt und der innere Bildschirm geleert.
(4) Das Problem-Bild wird in die linke Handfläche projiziert, das Ziel-Bild in die rechte. Die linke Hand wird ausgestreckt vor das Gesicht gehalten, die rechte hinter den Kopf. Mit einer raschen und powervollen Handbewegung (die linke Hand geht nach hinten, die rechte nach vorne) schießt das Problem-Bild durch den Kopf und das Ziel-Bild wird gleichzeitig nach vorne gerückt ("Handflächen-Swish").
(5) Das (kleine) Ziel-Bild rast aus der Zukunft nach vorne und steht groß in der Gegenwart, während das (große) Problem-Bild klein wird und in die Vergangenheit abzischt. (Dabei aktiviert man das Bild der inneren Zeit-Linie).
(6) Das Problem-Bild hat in der Mitte ein Loch, durch das das Ziel-Bild zuerst durchschimmert und dann ins Ziel-Bild explodiert (die Schweizer nennen das "Löchli-Swish").
(7) Ebenso, aber jetzt geht es um eine Aufgabe, die man zu Ende bringen will, aber in Augenblick keine rechte Lust hat (Problem-Bild). Das Ziel-Bild zeigt etwas, auf das man Heißhunger hat (eine "Obsession", wie Schokolade für manche Menschen. Bandler hat diese Variante auch Godiva chocolate-pattern genannt). Das Ziel-Bild scheint durch das Loch im Problem-Bild so stark durch, dass das Problem-Bild (die Aufgabe) attraktiv wird. Das Loch wird schnell geschlossen, aber nur so schnell, dass die Anziehung erhalten bleibt.

Bei all diesen Varianten wird der Swish in der Regel meist mehrmals hintereinander durchgeführt, vielleicht dreimal oder fünf oder zehnmal.

Die Swish-Techniken eignen sich für zwanghaftes Verhalten, wie Nägelkauen, rauchen oder zuviel essen oder für Beliefs, die Zwänge beinhalten.

Zwanghaftes Verhalten kommt nach NLP dadurch zustande, dass automatisch ein inneres Bild produziert wird, von dem eine große suggestive Kraft ausgeht. Bilder mit diesen Wirkungen sind - in ihrer visuellen Repräsentation - große, helle und nahe Bilder. Beim Swish wird ein großes, helles und nahes Zwangs-Bild blitzschnell durch ein großes, helles und nahes Ziel-Bild ersetzt. Durch diesen Vorgang soll, so die Theorie, der alte unerwünschte Zwangs-Automatismus durch einen neuen erwünschten Zwangs-Automatismus ersetzt werden.

In Bezug auf die verwendeten Bilder kann man

(1) den Standard-Swish,
(2) das Swish-Design,
(3) das pragmagrafische Swish-Design und
(4) den Strategie-Swish unterscheiden.

(1) Beim Standard-Swish wird ein innerlich oder äußerlich (durch den Coach) erzeugtes Problem-Bild genommen, das beim Zwangs-Verhalten zu sehen ist oder zu diesem Verhalten passt.

(2) Beim Swish-Design oder individualisierten Swish geht es um jene visuelle Repräsentation, die unmittelbar vor dem zwanghaften Verhalten vorhanden ist, d.h. um das "Auslöser-Bild", das den Zwang "verursacht". Man will dabei die Strategie zum zwanghaften Verhalten unterbrechen.

Beide Varianten verwenden als Ziel-Bild ein positives "Selbstbild": ein Bild, das den Klienten als eine Person zeigt, für die das unerwünschte Verhalten kein Problem mehr ist. Dieses Selbstbild soll eine "Sog"-Wirkung erzeugen, gleichsam ein neuer Zwang, genau dieses Selbst zu werden.

(3) Im pragmagrafischen Swish-Design wird eine Gefühls-Kette erkundet, die unbewusst vor dem zwanghaften Verhalten abläuft. Das "auslösende Gefühl" wird in ein (konstruiertes) visuelles Bild übersetzt und mit einer Vorstellung geswisht, in der der Klient / die Klientin in der Lage ist, frei und kreativ beliebige andere Verhaltensweisen wählen zu können (es geht also nicht direkt um ein positives Selbst-Bild).

(4) Beim Strategie-Swish wird der Übergang von einer Repräsentation zu einer anderen in einer Strategie (Strategien sind Abfolgen von Repräsentationen) als "natürlicher Swish" interpretiert und durch einen "konstruierten Swish" ersetzt.

Die Swish-Techniken des NLP sind in vielen Fällen trotz oder wegen ihrer kurzen Dauer äußerst wirkungsvoll. Bei allen Swish-Arten wird eine unerwünschte innere Repräsentation so mit einer erwünschten Repräsentation verbunden, dass ein neuer "Zwang" entstehen soll: immer wenn später die unerwünschte Repräsentation auftaucht, soll quasi automatisch die erwünschte Repräsentation in das Unbewusste "hineingeswischt" werden. In den Ablauf der alten, zwanghaften Handlung wird eine neue nützliche Automatik eingebaut: ich sehe z.B., wie sich meine Hand meinem Gesicht nähert, z.B. zum Nägelbeißen oder zum Rauchen, und "denke" automatisch und intensiv an das Ziel-Bild (wie ich sein werde, wenn ich das entsprechende Problem überwunden habe).

Die Erfolge dieser Technik sind manchmal erstaunlich. In manchen Fällen ist eine einzige kurze Swish-Intervention geeignet, langbestehendes zwanghaftes Verhalten abzulegen.

Man kann die Swish-Techniken sowohl als Variante einer Arbeit mit Submodalitäten als ( Untereigenschaften) auch einer Strategie-Arbeit auffassen. Ein erfolgreicher Swish verbindet zwei vorher nicht verbundene Repräsentationen mit Hilfe von Untereigenschaften, d.h. es wird eine neue Strategie bzw. ein neues Strategie-Element installiert.

 

© Walter Ötsch