Das Wörterbuch des NLP

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Polaritäten (1) Das Fremdwörter-Lexikon definiert Polaritäten als "Gegensätzlichkeiten bei wesensmäßiger Zusammengehörigkeit". Ein duales Denken konstruiert "Gegensätze" als "entweder - oder". Ein polares Denken konstruiert "Gegensätze" als "sowohl - als auch". "Gegensätze" sind hier keine "Widersprüche", sondern Pole, die wie der Nord- und der Südpol grundsätzlich zusammengehören und nicht für sich alleine existieren können. Viele Begriffs-Paare der NLP-Begriffe sind sinnvoll als polare Begriffe zu verstehen.

Beispiele sind die "Gegensätze" von assoziiert und dissoziiert, von up-time und down-time, der unterschiedlichen Wahrnehmungs-Positionen, der drei Zustände im Walt-Disney-Modell und vieler Meta-Programme.

NLP versteht diese "Gegensätze" als Teile, die sich nur oberflächlich widersprechen, aber "wesensmäßig" zusammengehören. Jeder Teil ist auch in seiner Beziehung zu anderen Teilen definiert und kann nicht isoliert für sich bestehen. Bei behaupteten "Gegensätzen" können immer Elemente des scheinbaren Gegenteils entdeckt werden.

Das polare Denken basiert auf einer grundsätzlichen UND-Haltung. Niemand kann (nicht einmal für einen genau definierten Kontext) in seinem Verhalten und Denken ausschließlich einem Pol zugeordnet werden.

NLP betont die Kontext-Abhängigkeit von Personen. Menschen, die in bestimmten Kontexten mehr den einen Pol aktivieren (z.B. bei Konflikten oft assoziiert sind), leben in einem anderen Kontext den anderen Pol (d.h. sind hier bei Konflikten meist dissoziiert). Das Wissen um die Automatik eines Poles (d.h.: in einem bestimmten Kontext, mit bestimmten Ankern wird automatisch ein Pol aktiviert) birgt die Lernchance, auch in diesem Kontext einen leichten Zugang zum anderen Pol zu finden. NLP will niemals den einen Pol durch den anderen ersetzen (das wäre eine ODER-Haltung). Das Ziel ist eine Person, die fähig ist, jeden Pol frei wählen zu können. Jeder Pol ist eine Ressource, dessen Wert immer betont wird. Das polare Denken ist die Grundlage der Teile-Arbeit im NLP, insbesondere in den Techniken des Reframings.

(2) Ein Begriff in der Arbeit mit Inkongruenzen. Bandler und Grinder schlagen in "Metasprache und Kommunikation" (1994b (1976), 72ff.) vor, multiple inkongruente Para-Botschaften in zwei Gruppen aufzuteilen, die Polaritäten genannt werden. (Die Gruppe von Para-Botschaften, die mit der ursprünglichen Polarität "am meisten ... in Konflikt stehen" wird "gegenläufige Polarität" genannt, 107). Polaritäten sind Teile. Sie sollen - jeder für sich und getrennt voneinander - erlebt und ausgedrückt werden. Das Ziel ist es, sie abschließend - von der Warte einer übergeordneten Meta-Position - zu integrieren (z.B. sie zu einer Kooperation zu verpflichten).

 

© Walter Ötsch