Phobie, Phobie-Technik, Phobie-Modelle Eine Phobie ist eine "unvernünftige" Angst vor bestimmten Situationen, Menschen, Tieren, Gegenständen. Phobien sind z.B. Angst vor dunklen oder überfüllten Räumen oder vor Schlangen oder Spinnen. Phobien sind automatisch und schnell ablaufende Reaktionen mit unangenehmen, manchmal sehr intensiven Empfindungen: "Immer, wenn ich eine Spinne sehe, ekelt es mich!".
Zur Beeinflussung (und Auflösung) phobischer Reaktionen hat NLP spezielle Vorgangsweisen entwickelt, die Phobie-Techniken oder Phobie-Modelle genannt werden. (Daneben finden für Phobien viele andere NLP-Techniken Verwendung). Es handelt sich dabei um (meist) sehr kurze Interventionen (auch Ultrakurzzeit-Therapie genannt), die manchmal andauernde positive Wirkungen zeigen. Diese Modelle basieren auf folgenden Annahmen:
(1) Das Problem einer phobischen Reaktion ist die zu starke Assoziation. In der phobischen Reaktion sind Menschen in ihrem Erleben gefangen und unfähig, sich zu distanzieren (und z.B. darüber nachzudenken, welche Bedrohungen denn von einer Spinne wirklich ausgehen).
(2) Die Auflösung einer Phobie bedarf einer intensiven Dissoziierung, in der Regel eine (mindestens) zweifache Dissoziation (d.h. der Klient sieht sich von außen, wie er eine Situation betrachtet, in der er eine phobische Reaktion erlebt).
(3) Die phobische Reaktion läuft so ab: "Ein äußerer ... Reiz löst Gefühle aus, die mit einem früheren oder einem zukünftigen traumatischen Erlebnis zusammenhängen ... Oft ist der frühere Vorfall dem bewussten Erleben des Klienten nicht zugänglich ... Bei phobischen Reaktionen erleben die Betreffenden tatsächlich die Gefühle wieder, die während des Traumas vorhanden waren." (Cameron-Bandler 1992 (1c1978), 110f.).
Als Abhilfe wird demnach empfohlen:
(1) sich das ursprüngliche Erlebnis (die früheste Erinnerung, bei der eine Person entsprechend phobisch reagiert hat) bewusst zu machen,
(2) dissoziiert zu erleben und
(3) mit Ressourcen anzureichern.
Die Standard-Modelle dazu sind (vgl. Weerth 1994 (1992), 175ff.):
(1) die V/K-Dissoziations-Technik (Bandller und Grinder 1994c (1979), 35ff.; Cameron-Bandler 1992 (1978), 109ff.)
(2) die Kino- oder Theater-Technik (Bandler 1995b, 57ff.; Bandler und McDonald 1993 (1988), 28ff.)
(1) Bei der ersten Variante geht es um die visuelle Dissoziierung von den kinästhetischen Anteilen der phobischen Situation (deshalb der Name V/K-Dissoziations-Technik).
Mögliche Prozess-Schritte sind:
(a) Eine Person stellt sich dissoziiert das ursprüngliche Erleben (die früheste Phobie-Reaktion) vor,
(b) geht zur letzten Szene vor Beginn dieser Reaktion zurück, die als unproblematisch erlebt wurde,
(c) dissoziiert sich ein zweites Mal,
(d) lässt den Film (die phobische Reaktion) ablaufen,
(e) geht in die erste Dissoziation zurück,
(f) schickt sich selbst in der phobischen Situation Ressourcen, und
(g) geht schließlich assoziiert in die veränderte Szene hinein.
(2) Bei der Kino- oder Theater-Technik stellt sich eine Person vor, in einem Kino oder Theater zu sitzen, wo die phobische Situation auf der Leinwand oder der Bühne zu sehen ist. Bei dieser Variante gibt es viele Möglichkeiten, Inhalte und Untereigenschaften des Films / des Stücks positiv zu verändern.
Beispiele für die Kino-Metapher: mit lauter Zirkusmusik unterlegen, in einen Schwarz-Weiß-Film verwandeln, den Film rückwärts laufen lassen, sehr schnell oder sehr langsam (in Zeitlupe) ablaufen lassen, in den Film assoziiert "hineinspringen" und das Geschehen schnell (in ein bis zwei Sekunden) in Farbe rückwärts erleben, der Person (sich selbst) im Film eine Ressource geben, wie: einen Schutzschirm, ein hilfreiches Symbol, mit Farbe oder Licht umhüllen, usw.
Anleitung zu einer Phobie-Technik mit zweifacher Dissoziation
Anleitung zu einer Phobie-Technik mit Ressourcen-Anker
Anwendung dieser Techniken auf Traumata
© Walter Ötsch