Anker setzen, ankern Der Prozess, bei dem ein externer Reiz mit einer bestimmten Reaktion so verbunden wird, dass eine spätere Reaktivierung dieses Reizes wiederum zu dieser Reaktion (auch in einer abgeschwächten Weise) führt. Beim Ankern wird eine absichtliche Assoziation zwischen einem Reiz und einem bestimmten Erlebnis hergestellt. (Cameron-Bandler 1992 (1978), 95). Ankern macht einen bestimmten Reiz zum Anker.
Anker setzen kann in jedem Repräsentations-System erfolgen. Alles, was sinnlich wahrnehmbar ist, kann ein Anker sein.
• Visuelle Anker können Gesten sein, ein Blick, das Foto aus dem Urlaub, das Logo eines Produktes, ein bestimmter Platz in der Wohnung.
• Beispiele für auditive Anker sind Musikstücke, Stimmen, Zitate, Räuspern oder Worte, die mit einer bestimmten Lautstärke oder einem eigenen Tonfall analog markiert werden.
• Kinästhetische Anker sind z.B. Berührungen durch andere oder wenn wir uns selbst in einer bestimmten Weise berühren.
• Auch Geruch oder Geschmack können wirkungsvolle Anker sein: der Geruch dieser Person, in die ich damals so verliebt war ...
Anker zu setzen ist ein natürlicher Prozess. Es ist nicht möglich, andere Menschen nicht zu ankern. Dies gilt in besonderem Maße für kinästhetische Anker (z.B. Berührungen). Das Wissen um die Wirkung kinästhetischer Anker kann Menschen auf Berührungen achtsam machen, - darauf zu achten, welche Zustände auf welche Weise geankert werden, wenn man andere Menschen berührt.
Bei vielen NLP- Interventionen sind kinästhetische Anker Teil des Prozesses (d.h. explizit in den Prozess-Anweisungen zu finden) oder sie werden begleitend verwendet, z.B. um einen schnellen Zugang zu bestimmten inneren Zuständen zu finden.
Starke positive Anker (z.B. Quelle) können für Veränderungs-Prozesse generell als Schutznetz dienen. Sie werden am Anfang einer Übung gesetzt. Sollte der Klient oder die Klientin im Verlauf der NLP-Beratung in unerwarteter und unerwünschter Weise mit negativen Gefühlen assoziiert sein, dann kann der positive Anker aktiviert werden, um das Herausführen aus dem negativen Zustand und den Aufbau eines wirksamen Unterbrechers zu erleichtern.
Wohlgeformtes Ankern gehorcht nach Dilts und Epstein (1992a, 22) folgenden Bedingungen:
(1) Intensität des Reizes
(2) "Reinheit" der Reaktion
(3) Einzigartigkeit des Reizes (des Ankers)
(4) Timing in der Zuordnung von Reiz und Reaktion
Beim Setzen von kinästhetischen Ankern ist u.a. zu beachten:
(1) Rapport. Es ist möglich, Menschen ohne Rapport zu ankern, - Werbung ist ein Beispiel dafür. Im therapeutischen oder beratenden Kontext sollte man ohne Rapport keine Person ankern. (NLP soll kein Manipulations-Instrument sein).
(2) Wo, an welcher Stelle des Körpers soll der Anker gesetzt werden? Anker sollen an einer sicheren und erreichbaren Stelle gesetzt werden. Aus Rapport-Gründen ist es nützlich, den Klienten oder die Klientin vorher um Erlaubnis zu fragen, wo eine Berührung angenehm ist.
(3) In welcher Weise, mit welchem Druck und mit welcher Intensität soll der Anker gesetzt werden? Hier geht es wiederum um Rapport und um klare Anker, d.h. um eindeutige Körper-Signale.
(4) In welchem Moment? Anker sollen am Höhepunkt des Erlebens gesetzt werden. Eine elegante Methode ist das Ankersetzen in der Zeit vor Erreichung des Höhepunktes, d.h. der Prozess des Hineingehen in diesen Zustand wird verankert. Genau dieser Prozess soll später durch das "Abfeuern" des Ankers ausgelöst werden.
(5) Wie lange? Die Berührung, die den Anker ausmacht, darf nur für die Dauer des Vorhandenseins des inneren Zustandes erfolgen, ansonsten kann der Anker (unabsichtlich) wieder gelöscht werden.
Anker setzen soll präzise erfolgen: ein Anker soll mit einem genau definierten inneren Zustand verbunden sein. Dazu muss der Coach exakt die dazupassende Physiologie kennen und fähig sein, sie genau wahrzunehmen.
Anker setzen ist eine der Basis-Techniken des NLP, - mit vielen Varianten und Modifikationen. Selbst-Anker, Stapel-Anker, Glücks-Anker, Gleit-Anker, Anker verschmelzen. Räumliche Anker Boden-Anker.
© Walter Ötsch