Lern-Stadien Ein Modell von Albert Bandura, das im NLP manchmal Anwendung findet (vgl. Dilts 1993 (1990), 29ff.; O´Connor und Seymour 1996 (1990), 32ff.) Es beschreibt die Aneignung gewohnheitsmäßiger Fähigkeiten und Eigenschaften in einem vierstufigen Prozess: (1) unbewusste Inkompetenz, (2) bewusste Inkompetenz, (3) bewusste Kompetenz, und (4) unbewusste Kompetenz.
(1) Das erste Stadium bezeichnet eine Phase, wo wir (bewusst) nicht wissen, dass wir nichts wissen. Viele Menschen wissen z.B. nicht, dass es möglich wäre, ihr eigenes Verhalten in Gegenwart von Personen, die für sie problematisch sind (z.B. eine Person P, die sie einschüchtert), frei wählen zu können. Sie glauben, dass ihr eigenes Verhalten nur eine Reaktion auf das Verhalten von P ist, d.h. P bestimmt letztlich ihr Verhalten. Würde P sich ändern (z.B. freundlicher sein), dann könnten sie ihm gegenüber freier agieren. Wenn Menschen in dieser Phase verharren, gibt es für sie nichts zu lernen. Der Fokus des Bewusstseins liegt auf dem "Problem" (das Verhalten der Person P), dem die "Ursache" für das eigene Verhalten zugeschrieben wird. Die eigene kommunikative Inkompetenz erscheint dabei nicht als "Problem".
(2) In der zweiten Phase wird das "Problem" umdefiniert: der Fokus verlagert sich vom "außen" (von P) nach "innen", zu den eigenen Möglichkeiten. Eine Person "entdeckt" zum Beispiel, dass andere Kollegen überhaupt kein Problem mit P haben und ist neugierig zu lernen, was diese Kollegen tun: was ihre Strategien sind, welche inneren Prozesse dabei ablaufen, wie sie auf das unfreundliche Verhalten von P reagieren. In dieser Phase wächst das Bewusstsein, dass es etwas zu lernen gibt, es formulieren sich auch schon erste Ziele, es fehlen aber noch die Fähigkeiten, um diese Ziele in praktisches Verhalten umzusetzen.
(3) In der dritten Phase ist: (i) das Ziel klar (z.B. weniger Streit-Gespräche mit P), (ii) die Person weiß, was ihr abgeht (z.B. die Fähigkeit, sich gegen P abgrenzen zu können), (iii) es sind Methoden dazu bekannt, (iv) sie werden trainiert und (v) zu einem gewissen Grad beherrscht. Bewusste Kompetenz bedeutet, dass sich diese Person in ihrer Kommunikation mit P bewusst auf ihre neuen Fähigkeiten konzentriert und sie anwendet.
(4) Nach einiger Zeit kann das Kommunikations-Verhalten verändert sein. Die Person hat es z.B. gelernt, Meinungsverschiedenheiten mit P ohne Streit auszutragen, - und all dies geschieht automatisch und unbewusst (unbewusste Kompetenz).
Die vier Lern-Stadien bezeichnen einen natürlichen Prozeß, den wir schon oft erfahren haben. Ein Baby ist sich nicht bewußt, daß es nicht aufrecht gehen kann (Phase 1). Es merkt, daß andere Menschen gehen können und möchte sie nachahmen, verfügt aber noch nicht über die Fähigkeit, den eigenen Körper entsprechend zu koordinieren (Phase 2). Es übt sich oft und oft im Aufstehen und Gehen und muß dabei sein ganzes Bewußtsein auf die ungewohnten Körper-Abläufe konzentrieren (Phase 3), bis es schließlich fröhlich herumläuft und dabei an etwas anderes denken kann (Phase 4).