Körper-Sprache Die Körper-Sprache anderer Menschen enthält erstaunlich viele Informationen, die Auskunft geben über ihre Befindlichkeit, ihren inneren Zustand und ihre inneren Prozesse. Die Menge an Informationen, die in Körper-Signalen enthalten ist, ist unvorstellbar groß. Nach Kupfmüller (1971, 220) senden wir in jeder Sekunde 10 Millionen Bit an die Umwelt (davon 32 Prozent über das Skelett, 26 Prozent über die Hände, 23 Prozent über die Sprechmuskeln und 19 Prozent über das Gesicht).
© Lucas Derks 1997
Die Menge an Informationen, die wir über verbale Sprache transportieren, ist demgegenüber verschwindend klein. Die verbale Informations-Vermittlung macht einen winzigen Teil der Informationen aus, die in Kommunikation zwischen Menschen ausgetauscht werden. Wir "reden" fast nur mit dem Körper und fast gar nicht mit der Sprache.
Kommunikation zwischen zwei Personen ist ein Informations-Austausch in folgenden Größen-Ordnungen: Jede Person sendet über ihren Körper 10 Millionen Bit pro Sekunde. Jede Person empfängt über ihre Sinne mindestens 10 (vielleicht sogar 100 oder 1000) Millionen Bit pro Sekunde (Die genauen Zahlen sind umstritten, spielen aber für das Argument keine Rolle). Dazwischen steht das Bewusstsein, das ungefähr 10 Bit pro Sekunden an Informationen enthält: höchstens ein Millionstel der Informationen, die wir bekommen und die wir aussenden, ist uns bewusst. Bewusstsein bedeutet Auswahl: der riesige Kosmos der Körpersignale wird auf wenige Informationen reduziert.
Daraus kann ein interessanter Schluss gezogen werden: Anderen Personen ist potentiell eine ungeheure Zahl von Informationen über uns zugänglich. "Andere Personen wissen mehr als wir selbst, da ihnen über unsere Körper-Sprache die Millionen Bit/Sekunde in unserem Gehirn zugänglich sind, die nicht in unser Bewusstsein gelangen." (Norretranders 1994 (1991), 226). Andere Personen wissen nicht quantiativ mehr (auch ihr Bewusstsein ist auf vielleicht zehn Bit pro Sekunde beschränkt), sie können aber ihr Bewusstsein (ihren speziellen Fokus) auf andere Informationen richten, als wir selbst, d.h. sie "wissen" vielleicht qualitativ mehr. Möglicherweise liegen wesentliche Teile unserer Persönlichkeit jenseits unserer eigenen Aufmerksamkeit, sind aber für andere potentiell verfügbar. (Ist das Johari-Fenster 2 unvorstellbar groß?). (All dies hängt in jedem Fall von den spezifischen Fähigkeiten von "Sender" und "Empfänger" ab. Menschen, die sehr geübt sind, sich selbst, ihre inneren Vorstellungen und Repräsentationen bewusst wahrzunehmen, wissen in jedem Fall "mehr" von sich, als dies anderen möglich ist).
Die meisten Menschen achten in Kommunikation wenig auf Körper-Sprache, (- vielleicht eine Auswirkung des mechanistischen Welt-Bildes. Hier spielt die Wahrnehmung des Körpers keine große Rolle, vgl. Berman 1989). Im NLP trainieren sich Menschen, Signale des Körpers wahrzunehmen, die im kulturellen Wahrnehmungs-Training nicht beachtet werden. (Eine spezielle Klasse körperlicher Signale wird im NLP Zugangs-Hinweise genannt). Manche Personen, die dieses Training ernsthaft betreiben, haben den Eindruck, "eine neue Welt zu betreten", wo sie Informationen wahrnehmen und Informationen aussenden, die andere bewusst nicht erfassen.
Körpersprachliche Informationen gelten bei Bateson und Watzlawick als Meta-Botschaften über verbale Botschaften. Im NLP wird dies (teilweise) kritisiert. Stimmen verbale und nonverbale Informationen nicht miteinander überein (d.h. sie sind inkongruente Botschaften), dann sind die nonverbalen Botschaften nicht "wahrer" als die verbalen Botschaften. Sie sind keine (hierarchisch geordneten) Meta-Botschaften, sondern (gleichgeordnete) Para-Botschaften. (Vgl. damit auch die Technik des Kurzschließens).
© Walter Ötsch