Kalibrieren Kalibrieren bedeutet feinabstimmen. Auf dem Bildschirm meines Computers erscheint von Zeit zu Zeit ein Insert, in dem mir mitgeteilt wird, dass der Bildschirm seit soundsoviel Tagen nicht "kalibriert" worden ist. Gebe ich den Befehl zum Kalibrieren ein, dann werden die Parameterwerte, die den Bildschirm regeln (wie Helligkeit, Farbauflösung, Kontraste), neu eingestellt.
Kalibrieren in der NLP-Sprache bezieht sich auf den Kommunikationsprozess. Eine Person zu kalibrieren bedeutet sich auf diese Person fein abzustimmen. Kalibrieren bezeichnet den "Prozess, mit dem man sich auf die nonverbalen Signale einstimmt, die beim Gegenüber einen bestimmten Zustand anzeigen." (Grinder und Bandler 1987 (1981), 266). Kalibrieren verlangt die Fähigkeit, nonverbale Signale genau wahrzunehmen und die Physiologie innerer Zustände äußeren Anzeichen zuzuordnen. "Kalibrieren heißt zu wissen, was der Gesprächspartner intern gerade tut (z.B. welche Erfahrung er gerade erinnert) und dabei genau zu beobachten, wie er dabei extern aussieht (welche Physiognomie er zeigt) und sich das zu merken" (Mohl 1996a (1988), 28).
Beim Kalibrieren konzentriert sich ein geschulter Beobachter auf exakte Details im beobachteten Verhalten einer Person (wie auf den Rhythmus von Körperbewegungen oder den Atem), macht sich ein inneres Bild vom inneren Zustand dieser Person und entwickelt eine gefühlsmäßige Beziehung dazu (z.B. durch Einnahme der zweiten Wahrnehmungs-Position): d.h. man stellt sich auf die beobachtete Person "fein ein".
Kalibrieren ist eine der Basis-Techniken des NLP. Kalibrieren ist die Voraussetzung für Spiegeln und für Rapport. Bei vielen NLP-Prozessen ist das Kalibrieren des Problem-Zustands ein wichtiger erster Schritt. Die NLP-geschulte Kommunikatorin erlangt dadurch exakte Kenntnis über die Problem-Physiologie, wie sich eine Person dabei bewegt, wohin sie schaut, wie sie atmet, usw. Diese Informationen bilden eine Art Standard, an welchem die Kommunikatorin den inneren Prozess dieser Person fortlaufend testet. Kalibrieren wird auch als die Fähigkeit definiert, Änderungen im Hinblick auf einen Standard bewusst zu erkennen (vgl. Bretto 1988, Glossary 1).
Kalibrieren verschafft die Möglichkeit, den Erfolg von Beratung oder Therapie unmittelbar zu testen. Wird z.B. am Ende der Intervention der Problem-Zustand noch einmal aktiviert, so muss die Kommunikatorin deutlich wahrnehmbare Unterschiede (im Hinblick auf den ursprünglichen "Problem-Standard") feststellen können, z.B. veränderte Bewegungen oder ein anderes Atem-Muster. Sind keine Unterschiede erkennbar oder gehen die Unterschiede nicht in die gewünschte Richtung, dann weiß die Kommunikatorin, dass die angewandte NLP-Intervention wenig Wirkung haben wird oder vielleicht sogar eine gegenteilige Wirkung haben kann.
© Walter Ötsch