Innerer Zustand Ein Sammel-Begriff für die innere Befindlichkeit, das innere Erleben, die Summe der gesamten Erfahrung in jedem beliebigen Augenblick, ob jemand z.B. motiviert, energievoll, ruhig oder deprimiert ist. Innere Zustände besitzen kognitive, emotionale und physiologische Merkmale. Sie sind immer zugleich körperliche und geistige (seelische) Zustände. NLP untersucht ein breites Spektrum innerer Zustände: von stuck states auf der einen Seite (das Erleben, in einem negativen, bedrückenden Zustand gefangen zu sein) bis zu core states (das Erleben intensiver Seinszustände, wie das Gefühl einer Zugehörigkeit zu allen Menschen). (Das intensive Erleben innerer Zustände kann auch als Trance bezeichnet werden).
Körper und Geist gelten im NLP (wie bei Bateson) als Teil der gleichen kybernetischen Struktur. Innere Zustände manifestieren sich (a) in körperlichen Zuständen, in körperlichem Erleben, in bestimmten Gefühlen, und (b) zugleich in kognitiven Prozessen, wie "Denken" oder dem inneren Dialog. NLP-geübte Personen erkennen durch genaues Wahrnehmen von Zugangs-Hinweisen innere Zustände bei anderen Menschen, auch ohne dass diese explizit darüber reden.
Einige Modelle des NLP beschreiben innere Zustände durch Klassifikation äußerer Verhaltensmuster (wie z.B. manche Meta-Programme). Innere Zustände können direkt mit Hilfe von Untereigenschaften beschrieben werden. Die meisten Änderungs-Techniken des NLP sind ein Set formaler Anweisungen zur Veränderung innerer Zustände mit Hilfe eines Beraters oder eines Coaches. Hier wird versucht, innere Zustände bei anderen zu erkennen, bewusst zu machen, nachzuvollziehen und zu verändern. Standard-Fragen zum Bewusstmachen innerer Prozesse sind: "Wie machen Sie das?", "Welche inneren Prozesse aktivieren Sie jetzt?", "Was genau müsste ich machen, dass ich auch in diesem Zustand bin?", "Was müsste ich tun, dass es mir genauso geht, dass ich genauso denke und genauso handle?".
Die Produktion innerer Zustände gilt im NLP als komplexes und faszinierendes Phänomen, das im Detail untersucht wird. NLPler richten ihr Augenmerk u.a. auf folgende Fragen: Welche inneren Prozesse laufen in welchen Repräsentations-Systemen ab?, Welche Untereigenschaften spielen eine wichtige Rolle?, Welche Strategien sind erkennbar?, Welche Meta-Programme werden aktiviert?, Welche Wahrnehmungs-Filter können erkannt werden?, Welche Beliefs werden für wahr gehalten?, Welches Selbst-Bild wird aktiviert?, usw.
Mit den Methoden des NLP untersuchen Menschen bei sich und bei anderen die Auslöser innerer Zustände: ob und wie sie durch innere oder äußere Ereignisse beeinflusst werden. Der Einfluss äußerer Ereignisse wird durch das Anker-Konzept erfasst. Anker können kalibrierte Schleifen auslösen und erwünschte oder unerwünschte Regelkreise in Gang setzen.
Der innere Zustand ist eine entscheidende Schlüssel-Variable für die Beeinflussung von Verhalten im NLP. NLP betont die Zustandsabhängigkeit von Verhalten. Verhaltens-Training im NLP ist in vielen Fällen ein Training innerer Zustände, wie z.B. die Imagination von Ziel-Bildern und die Vorstellung, man könne (früher) belastend erlebte Situationen in einem Ressourcen-Zustand erleben. NLP wendet sich strikt gegen die Alltags-Theorie, der viele Menschen anhängen, innere Zustände seien letztlich von außen verursacht: durch die eigene Geschichte, andere Menschen, äußere Erfolge oder Misserfolge, - durch Glück, die Sterne, die Gene oder das Schicksal. NLP betont das Potential im Menschen, seine potentiellen Fähigkeiten, innere Zustände selbstbestimmt zu gestalten. Das Ziel der Selbststeuerungs-Techniken des NLP ist das Bewusstwerden innerer Zustände und die Schulung der Fähigkeit, innere Zustände immer mehr selbst zu gestalten.
© Walter Ötsch