Jan Ardui und Peter Wrycza, Übersetzung von Oliver Reibold (E-mail)
Ursprünglich erschienen in NLP-World, 1/2, 1994, 5-22, unter dem Titel „Unravelling Perceptual Positions“ . Mit Genehmigung von NLP-World.
Wahrer Tourismus bedeutet nicht neue Orte zu sehen, sondern die Welt so zu sehen wie die Anderen. Marcel Proust
NLP-Modelle kommen und gehen. Diejenigen, die bleiben haben gemeinhin etwas besonderes. Das ist bei den Wahrnehmungspositionen der Fall. Eine ähnliche Unterscheidung gab es bei frühen Versionen der Metaprogramme durch den Begriff „Umschalten des Bezugsindex“ (switching referential index). Es ist aber das von John Grinder und Robert Dilts entwickelte und durch ihre jeweiligen Trainingszentren in etwas unterschiedlichen Kodierungen verkündete Modell der Wahrnehmungspositionen, welches nachhaltig eingeschlagen hat.
Die schnelle Verbreitung und anhaltende Popularität des Modells der Wahrnehmungspositionen spiegelt seine praktische Einfachheit wider. Es liefert eine elegante Möglichkeit, wichtige Muster unserer Beziehungen zu uns und zu anderen zu verstehen.
Die Wahrnehmungspositionen stehen jedoch auch auf unsicherem Grund. Ihnen fehlen beispielsweise die einfach definierbaren Grenzen der Sinneskanäle. NLP-Trainer definieren sie unterschiedlich, die Menschen haben unterschiedliche Zugänge zu ihnen und verschmelzen oder verwechseln sie oft; und wem oder was man sich in einer bestimmten Position widmet, kann mit der Position selbst verwechselt werden.
Als wir 1993 in Bali im Team mit anderen NLP-Trainern unterrichteten, fanden wir heraus, daß wir dieses Modell etwas unterschiedlich interpretierten. Dieser Artikel resultiert aus unseren Bemühungen, unsere Repräsentationen der verschiedenen Positionen aufzuklären. In diesem Prozeß fanden wir heraus, daß wir auch eine wichtige, im NLP lange übersehene Position benutzten – eine vierte Position, „wir“, die ein kollektives Bewußtsein repräsentiert, das Bewußtsein von Beziehung. Hier stellen wir nun unsere Erkenntnisse vor und die Anwendung dieser Position. Wir versuchen darüber hinaus, ein kohärentes Modell der wesentlichen Positionen zu präsentieren und darüber Bericht zu erstatten, wie die Fähigkeit unterschiedliche Wahrnehmungspositionen einzunehmen mit der Struktur subjektiven Erlebens zusammenhängt.
Wir haben als Menschen eine merkwürdige, aber wichtige Fähigkeit. Wir können unser Erleben trennen in ein wissendes „Subjekt“ und die verschiedenen „Objekte“ des Erlebens. Unsere Sprache reflektiert diese simple Fähigkeit. Wenn ich sage „Ich sehe die Tasse“, bezeichne ich einen Wissenden, „Ich“, und ein Gewußtes, „Tasse“. Es gibt auch einen Prozeß, der dieses „Subjekt“ mit dem „Objekt“ verbindet – gekennzeichnet durch das Verb „sehen“.
Es ist nützlich, das Erleben zu trennen in Subjekt, Objekt und die Beziehung zwischen beiden. Es ermöglicht uns, Selbst und Nicht-Selbst darzustellen und ersterem, mit letzterem zu interagieren. Das erlaubt es uns, uns von der Welt zu unterscheiden und unser Verhältnis zu ihr lenken zu können. Es ist generell hilfreich zu wissen, daß wir nicht die Tasse sind, sondern daß wir sie auf einfache Art benutzen können – besonders zum Tee trinken.
Diese Unterscheidung von Subjekt, Verb, Objekt – ein Wissender, ein verbindender Prozeß und ein Gewußtes – kommt auch in unserer internalen Welt vor. Auf verschiedene Arten scheinen Teile unserer internalen Welt als „Subjekt“ andere Teile unseres Erlebens zu kennen. Wir können die verschiedenen Inhalte des Bewußtseins erleben, bewerten und verarbeiten. Diese einfache Beziehung von Wissendem und Gewußtem durch die unterschiedlichen Arten des Wissens – wie wahrnehmen, denken, fühlen und bewerten – gestattet alles in unserem Leben; vom Überleben bis zur Zivilisation.
Wenn auch die Objekte des Wissens so mannigfaltig sind wie die möglichen Objekte der Aufmerksamkeit in dieser Welt, so sind doch unsere Modalitäten des Wissens weit weniger zahlreich – Sinne, Gefühl, Geist (Seele) und unterscheidender Intellekt zum Beispiel. Der Wissende scheint sogar noch seltener zu sein. Wer oder was ist der wissende Wissende? Wer oder was wird mit jenem simplen „Ich“ bezeichnet, das unsere Wertungen zu koordinieren scheint bezüglich der Bedeutung und Beziehung unseres Erlebens? Es hat kein Geschlecht. Solche Eigenschaften treten nur bei den Modalitäten des Wissens und ihren Objekten des Wissens auf. Bei Introspektion verflüchtigt sich das „Ich“ wie Morgennebel in gleißender Sonne. Es verschwindet, aber das Bewußtsein verschwindet nicht. Letzteres stellt einen größeren Raum zu Verfügung, in dem unser „Ich“ vorkommt. Das flüchtige „Ich“ stellt sich heraus als bloße „Ich-Insel“ („I“sland) oder „Ich-Eisberg“ („I“ceberg) in einem tieferen und weiteren Meer von Bewußtsein, in dem unser wissendes Selbst nur ein sichtbarer Knoten des Wissens in einem größeren Zusammenhang ist. Die flüchtige Natur unseres eigenen „Ich“, welches nur durch die Früchte seiner verschiedenen Wissensmodalitäten definiert ist, bedeutet, daß die simple Vorstellung eines „Ich“ jede beliebige Zahl von Manifestationen annehmen kann, während es die verschiedenen Arten zu wissen durchläuft mit den unendlichen Möglichkeiten von Erkenntnis.
Diese Sicht unserer Identität als ein willkürliches Konstrukt unseres eigenen persönlichen Lernprozesses steht natürlich im Zentrum des Denkens einer Person, die zu den einflußreichen Wurzeln des NLP gehört – Gregory Bateson. Er weist darauf hin, daß unsere Vorstellungen von Selbst, die sich in Glaubenssätzen äußern wie „Ich bin geduldig“, „Ich bin schlau“, oder „Ich bin stark“, aus einer relativ niedrigen Kategorie des Lernens resultieren, die er Ebene-Zwei-Lernen nennt. Ebene-Eins-Lernen beinhaltet einfaches auswendig lernen; beim Ebene-Zwei-Lernen lernen wir, wie man auswendig lernt. Dieses Lernen impliziert das Lernen der Zusammenhänge von Ebene-Eins-Lernen. Diese Zusammenhänge werden letztendlich zur Verfügung gestellt von der Vorstellung eines individuellen Selbst und unserer Einschätzung seiner Fähigkeiten und Einschränkungen. Man braucht eine qualitativ höhere Ordnung des Lernens, sein Ebene-Drei-Lernen, um diesen Rahmen zu sprengen.
Wenn man dies tut, behauptet Bateson, führt es entweder zur Psychose oder zu Sartori. Bei letzterem, der gesünderen Anpassung, entdecken wir, daß es kein „reales“ Selbst gibt, denn „die Auflösung von Gegensätzen offenbart eine Welt, in der persönliche Identität verschmilzt mit all den Prozessen von Beziehung in einer unermeßlichen Ökologie oder Ästhetik kosmischer Interaktion… Jedes Detail des Universums wird so wahrgenommen, als ob es eine Ansicht des Ganzen repräsentierte.“ (Steps to an Ecology of Mind, Ballantine Books, New York, 1972, p. 306). Es gibt ein scheinbares Selbst, aber dieses Selbst ist tatsächlich nur ein möglicher Ort oder Knoten in einem Netzwerk von Beziehungen von potentiell kosmischen Ausmaßen. Bateson meint, daß solches Lernen selten ist, aber es wimmelt von Berichten über Erfahrungen damit (und das Entscheidende hier ist Erfahrung, nicht Konzept) bei den Unschuldigen und Weisen jedes Zeitalters und jeder Kultur. Aus der Perspektive des größeren Ganzen, der „notwendigen Einheit“ von Geist und Natur, sind „separate Selbsts“ Möglichkeiten, die im Grunde unendlichen Möglichkeiten in ihr zu inszenieren – das, was Coleridge „die Wiederholung des ewigen Akts der Schöpfung im unendlichen ICH BIN im endlichen Geist“ nannte. Separate Selbsts sind in gewissem Sinn Wahrnehmungspositionen, die vom Geist in seiner Gesamtheit (Mind-at-large) eingenommen werden.
Unsere eigenen Wahrnehmungspositionen scheinen aufzutreten, wenn der Geist in seiner Gesamtheit sich mit einem bestimmten Ort identifiziert. Für uns bedeutet es ursprünglich, uns mit unserem Körper zu identifizieren. Viele derjenigen, die eine Altersregression bis zu den frühesten Momenten im Mutterleib erfahren haben, berichten von einem Zusammenbruch eines erweiterten Bewußtseins in die Grenzen der sich schnell teilenden Keimzelle. Wie Autoren wie Maurice Berman und Douglas Harding auf ganz unterschiedliche Arten gezeigt haben, wird uns als Kleinkindern später beigebracht, unser Selbst-Sein mit dem Gesicht zu verbinden, das wir im Spiegel sehen und dem Namen und der Geschichte, die damit verbunden sind. (Moris Berman, Coming to Our Senses: Body and Spirit in the Hideen History of the Wetst, Bantam, New York, 1990; Douglas Harding, On Having No Head – Zen and the Rediscovery of the Obvious, Arkana. London 1986; The Little Book of Live and Death, Arkana, London 1988.) Unter der Rubrik des nicht lokalisierbaren „Ich“ fassen wir eine Reihe von Glaubenssätzen, Werten, Fähigkeiten und Verhalten als „mein“ zusammen. Als man Bateson vom Metamodell erzählte, fragte er vielleicht deshalb sarkastisch, ob „Ich“ nicht vielleicht die größte Nominalisierung überhaupt sei. Das Etikett „Ich“ reduziert viele Prozesse und Erfahrungen bequem auf eine vereinheitlichende Vorstellung von Selbst. Solchermaßen scheint der Ursprung unserer Ersten Position zu sein.
Da diese Identifizierung indes in gewissem Sinne ein willkürlicher modus operandi von Ebene-Zwei-Lernen ist, haben wir auch andere Möglichkeiten. Zu diesen gehören die unterschiedlichen Rollen oder sekundären Selbsts, die wir im Leben annehmen, inklusive der verschiedenen anderen Wahrnehmungspositionen. Wenn wir eine Wahrnehmungsposition einnehmen, nehmen wir die Haltung eines wissenden Selbst ein mit einem besonderen Sortiment von Fähigkeiten zu wissen und letztendlich mit seinen eigenen Ereignissen und eigener Geschichte.
Wir können uns mit dem Erleben identifizieren, das den Mittelpunkt unseres Körpers/Geistes bildet (Erste Position); wir können uns mit dem eines anderen identifizieren (Zweite Position); wir können uns von diesen beiden distanzieren und sie beobachten (Dritte Position); oder wir können uns, wie wir sehen werden, mit der Beziehung als Ganzem identifizieren (Vierte Position). Auf diese Art und Weise können wir multiple Perspektiven unserem Erleben gegenüber einnehmen – identifiziert oder distanziert zum Beispiel. Wir können sogar etwas darüber wissen, was andere wissende Selbsts wissen könnten.
Wenn die Persönlichkeit (ein Wort, das nach seinen etymologischen Wurzeln Maske bedeutet) eine Maske ist, die über einer tieferen Wahrheit getragen wird, sind die Masken, die sie annehmen kann von potentiell unendlicher Zahl. Verschiedene Positionen einzunehmen erlaubt es unserem Bewußtsein, sowohl mit unserem Erleben umzugehen als auch um seine verschiedenen latenten Möglichkeiten zu wissen. Diese Fähigkeit Identifizierung zu verlagern ist nicht bloß eine kuriose Anomalie menschlicher Erfahrung. Sie stattet uns mit einem enormen Evolutionsvorteil aus, indem wir sensibel und exakt mit unserem Erleben in bezug auf die Welt umgehen können. Wir können uns der provisorischen Natur unseres eigenen Wissens bewußt werden; wir können es ausprobieren und unsere Methoden verfeinern, Wissen zu erwerben. Die westliche Wissenschaft und die östlichen introspektiven Traditionen sind beide Früchte dieses Prozesses.
Mit seiner im Englischen wohlklingenden Alliteration („perceptual position“) hat sich der Begriff (Wahrnehmungsposition) durchgesetzt. Strenggenommen fühlen wir, daß das Gebiet, welches von den Wahrnehmungspositionen beschrieben wird, mehr mit dem Locus der Aufmerksamkeit in einem bestimmten Moment zu tun hat als mit Wahrnehmung. Für uns ist Wahrnehmung auf einer niedrigeren logischen Ebene als Bewußtsein oder Aufmerksamkeit. Der Locus der Aufmerksamkeit bezeichnet den „Ort“, mit dem wir uns identifizieren und von dem aus wir mittels der verschiedenen Modalitäten des Wissens auf die verschiedenen Objekte des Wissens aufmerksam werden oder sie „fokussieren“ können. Letzteres ergibt unseren „Fokus der Aufmerksamkeit“ innerhalb eines bestimmten „Locus der Aufmerksamkeit“ oder Wahrnehmungsposition. Aber es ist inzwischen wohl zu spät um eine solche Änderung der Terminologie vorzuschlagen.
Von einer Wahrnehmungsposition zur anderen zu wechseln setzt nach unserer Auffassung voraus, daß „etwas“ wie Batesons „Geist in seiner Gesamtheit“ (Mind-at-large) existiert, welches beide transzendiert oder einschließt. Dieses kreative Proto-Bewußtsein ist, soweit wir es in Erfahrung bringen können, transpersonal und universell. Es bildet eine Art Lücken-Kontinuum, das unsere Objekt-fokussierte Aufmerksamkeit gegenüber den verschiedenen Inhalten des Bewußtseins aufrechterhält. Hinweise darauf kann man an vielen Übergangspunkten des täglichen Lebens bekommen: Zwischen Schlaf und Aufwachen, zwischen zwei Momenten der Wahrnehmung, oder zwischen zwei Gedanken, „halb gehört wie die Stille zwischen zwei Meereswellen“, wie Eliot es ausdrückte. Noch nicht überzeugt? Untersuchen Sie, was im Zeitraum zwischen Ihren Gedanken oder Wahrnehmungen da zu sein scheint.
In vielen Traditionen wird dieser stille, unbewegte, unveränderte Widerschein des Erlebens „der Zeuge“ (the witness) genannt oder „Zeuge des Bewußtseins sein“(witnessing consciousness). Er ist auf eine Weise fundamental für das Erleben, wie es unsere gewöhnlichen Metapositionen nicht sind. Menschen beschreiben die Erfahrung dieses Sein-Bewußtseins als ob sie erkennen, daß unter aller geistigen Aktivität, quer durch alle Inhalte und Zusammenhänge, eine Art „stiller Zeuge“ oder spiegelähnlicher Reflektor all dessen existiert, was dort „hineinfällt“. Wie ein Spiegel wird er oft nicht beachtet, indem wir dazu neigen, vor allem die Widerspiegelungen im Spiegel wahrzunehmen anstatt den Spiegel selbst. Paul Valéry, der französische Dichter-Philosoph, der täglich die Wurzeln seiner internalen Funktionsweise sondierte, verglich dieses Element des Erlebens mit einer bestimmten Note in der Musik, die, einmal gehört, durch das ganze wechselvolle Auf und Ab einer Symphonie andauert. Er nennt dies „mein Reines Selbst, womit ich das Absolute des Bewußtseins meine“. Das Reine Selbst ist wie „diese kostbare Null der mathematischen Schreibweise, der jede algebraische Formel gleich ist.“ Dieses Bewußtsein“, sagt er, „trennt sich automatisch von allem einschließlich unserer Persönlichkeit mit ihrer Geschichte, ihren Eigenheiten, unterschiedlichen Fähigkeiten und Vorlieben“. (Vgl. auch die von persönlichen Erfahrungen abgeleitete Philosophie von Franklin Merell-Wolff, The Philosophy of Consciousness Without an Object, New York 1973). Es ist in all unseren Wahrnehmungspositionen enthalten und gestattet sie alle.
Sein-Bewußtsein ist der Rahmen, in dem alle Selbsts und Identitäten vorkommen; es ist das Medium, welches unsere gewöhnlichen wachen Selbsts in all ihren Erscheinungsformen umgibt wie Wasser die Fische (Abb. 1).
Dieses „miterlebende“ Bewußtsein ist allen Positionen implizit.
Wir behaupten, daß die Wahrnehmungsposition wirklich zu wechseln ein „hoch-chunken“ beinhaltet, um (wenn auch kurz) auf diese wirklich transpersonale Ebene des Erlebens zurückzukehren und dann in den neuen Satz von Möglichkeiten (Abb. 2) „runter zu chunken“,
anstatt in irgendeine geschlossene fremde Welt hinüberzuspringen (Abb. 3).
Viele Menschen berichten, daß sie in einer Tieftrance-Identifizierung Zugang haben zu unglaublich genauem Wissen um das Erleben anderer. Damit liegt die Schlußfolgerung nahe, daß unser eigenes Bewußtsein nicht auf die Möglichkeiten eines Nervensystems beschränkt ist, sondern daß wir vielmehr jedes beliebige „anzapfen“ können. Wir denken, daß es so ist, weil das menschliche Erleben einen gemeinsamen Urgrund hat, der inhaltsfrei ist, aber die Möglichkeit zu jedem Erleben (d. h. zu jeder Identität) besitzt.
Wenn wir so argumentieren riskieren wir, daß wir das pragmatische Gerüst des NLP mit einer Vorstellung zusammenbrechen lassen, die vielen mystisch-wirklichkeitsfremd und letztendlich unbeweisbar erscheinen mag. Aber unsere Vorgangsweise ist ebenso pragmatisch und gründet auf Erfahrung. In jedem Fall ist die Landkarte nicht das Gebiet. Eine Landkarte muß nicht buchstäblich wahr sein. Landkarten verzerren, aber sie sollten einen erklärenden Wert haben im Verhältnis zu dem Gebiet, auf das sie sich beziehen. Im Fall des menschlichen Erlebens berühren wir Gebiete, die schwer zu „beweisen“ sein mögen, die aber in überraschendem Ausmaß übereinstimmen – höchst wichtig für den Erlebenden und bemerkenswert konsistent im Hinblick auf die Position, die wir hier vertreten. Wenn wir getreu dem Prozeß des Modellierens folgen, gibt es hier etwas höchst kartographierbares. Sorgfältiges Untersuchen der Erlebnisse, von denen Männer und Frauen jedes Alters und Zeitalters, Wissenschaftler wie Heilige, Dichter wie Philosophen berichten (ganz zu schweigen von ganz gewöhnlichen Männern und Frauen), legt nahe, daß es einen großen Bereich außergewöhnlicher Erlebnisse transzendentaler und transpersonaler Natur gibt. Solche Erlebnisse werden – verglichen mit unserem gewöhnlichen Wissen – unterschiedslos als inhärent bedeutungsvoll und intrinsisch „wahr“ beschrieben. Sie begründen die Art von profunder Neuordnung der Person, auf die Bateson anspielt. Ein überraschend großer Teil der Bevölkerung berichtet von flüchtigen Augenblicken solcher Erlebnisse in irgendeinem Lebensabschnitt. In gewissem Sinne „ist die Lücke das Gebiet („the gap is the territory“). Sie ist das Wesen unserer Lebendigkeit, der Kern unserer „Core-Zustände“. Solche Erlebnisse zu ignorieren würde unser Feld letztendlich enorm einschränken.
Wegen seiner vielfältigen Modalitäten des Wissens kann sich unser Erste-Position-Selbst verdoppeln. Ein Teil von uns kann sich dessen bewußt sein, was wir denken, sehen, hören, fühlen oder tun. Das ermöglicht uns eine Feinabstimmung unserer Reaktionen in der Ersten Position. Diesen Teil von uns, der gleichsam über unsere Schulter zusieht oder zuhört, nennen wir „Metaposition„. Im allgemeinen beinhaltet die Metaposition mehr aktive Modalitäten des Wissens als das einfache spiegelnde Bewußtsein. Letzteres sorgt letztendlich für die einfachste und vollständige Entwicklung der Metaposition; nicht nur im Verhältnis zur Ersten Position, sondern auch in bezug auf alle Wahrnehmungspositionen.Die Metaposition erlaubt uns unser Erste-Position-Selbst zu überwachen und zu bewerten. In gewissem Sinn ist diese teilweise dissoziierte Position überhaupt keine, sondern sie ist ein Teil unseres Erste-Position-Selbst, welche aktiv oder passiv überwacht, was unser Erste-Position-Selbst erlebt. Die Frage ist, welche Teile und wieviel unserer Aufmerksamkeit sind „in der ersten Reihe“ und wieviel schaut uns über die Schulter und von wo? Jung erkannte zwei grundlegende Typen des Erlebens, nämlich das „Empfinden“ und das „Beurteilen“. Ersteres ist darauf ausgerichtet zu bemerken, was da ist; letzteres darauf, es zu bewerten. Beide Funktionen sind notwendig. Die Erfahrung mit dem Metamirror-Format von Dilts deutet darauf hin, daß diese Funktionen häufig geteilt werden zwischen dem Selbst der Ersten Position und seiner eigenen Metaposition. Wenn man ihre Funktion im System vertauscht – d. h. zum Beispiel die unterscheidenden Fähigkeiten von der Meta- zur Ersten Position verlagert oder die einfachen Fähigkeiten des Bemerkens von der Ersten zur Metaposition – erlangt man größere Ausgeglichenheit und verbesserte Beziehungsfähigkeit.
Der Ausdruck „Metaposition“ wird manchmal verwendet, wenn man eine Art objektive Haltung außerhalb einer Beziehung oder eines Systems einnimmt. Wir bevorzugen dafür den Ausdruck „Dritte Position“ und behalten „Meta“ dem vor, was wir für eine viel weiter verbreitete Art des Erlebens halten, in der ein Teil von uns in Verbindung mit unseren „Erste-Reihe-Selbsts“ steht.
Die Zweite Position erfordert es, den Raum zu betreten, der durch das Personalpronomen „du“ gekennzeichnet ist. Es wird von unterschiedlichen Strategien berichtet, die Zweite Position einzunehmen. Wenn man die Wahrnehmungsposition wechselt, indem man – wenn auch kurz – zu einem globalen transpersonalen Bewußtsein zurückkehrt, bietet sich eine Erklärung an für den Unterschied zwischen einem tiefgründigen Wechsel in die Zweite Position und einem eher partiellen und mentalen.
In meiner eigenen Ersten Position bin ich ein Wissender mit irgendeinem Wissensprozeß und einem Objekt des Wissens, welches internal oder external sein kann (Abb. a).
Wenn ich wie viele Menschen in die Zweite Position wechsle, indem ich mich hinaus in den „Raum“ des anderen projiziere – dann bleibe ich mein eigener Wissender, der sich (mittels meines eigenen Wissens) ausdehnt, um zu wissen, was und wie ein anderer Wissender weiß (Abb. b).
Solches Wissen wird eher mental und weniger vollständig sein als wenn der Andere gleichsam den Raum ausfüllte, in dem ich physisch bin, während meine eigene Identität zeitweise aufge-
hoben ist und ich für eine Weile vollständig der oder die Andere bin (Abb. c).
Die Zweite Position, in der „Ich“ mich ausdehne um zu wissen, was jemand anderes weiß, wie in Abb. b, bleibt meiner Ersten Position und meinen Modalitäten des Wissens stärker verbunden als diese zweite Art des Positionswechsels, bei der ich es durch die „Lücke“ hindurch, die uns beide umfaßt, meiner Neurologie gestatte, dieser andere Wissende zu werden mit seiner gegenwärtigen Art zu wissen und zu wissen was er weiß. Wenn ich meine eigene Vorstellung von Selbst verliere, während ich zum Anderen werde, ist das, was ich schließlich weiß viel plastischer und vollständiger, weil ich über meine Neurologie auf eine Vorstellung der Physiologie des Anderen zurückgreifen kann. Wirklichen Zugang zu diesen Informationen habe ich nur, wenn ich zu der zurückgelassenen Welt zurückkehre, nämlich die meines gewöhnlichen wissenden Selbst.
Die Dritte Position entspricht den Personalpronomen der dritten Person, nämlich „er“, „sie“ (Singular) und „sie“ (Plural). Von dieser Position aus werden andere als separate eigenständige Wesen erlebt. So wird die Dritte Position typischerweise als Beobachterposition behandelt, in der wir mit einem Ort des Wissens identifiziert sind, der sich quasi außerhalb der Beziehung von Erster und Zweiter Position befindet, aber von wo wir fähig sind, die Beziehung zwischen ihnen einigermaßen ausgeglichen und fair zu beobachten. Aus diesem Grund stellt man sich die Dritte Position am besten gleich weit entfernt von Erster und Zweiter Position vor (Bild dazu im folgenden Abschnitt 7.).
Gerade so, wie die Metaposition eine Erweiterung oder Facette der Ersten Position mit enger Beziehung zu ihr ist, so ist die Dritte Position in vielerlei Hinsicht eine Erweiterung der Metaposition. Je weiter sich unsere Metaposition von ihrer ursprünglichen Nähe zur Ersten Position entfernt, desto näher kommt sie einem Ort, von dem aus sie sowohl Erste als auch Zweite Position objektiv betrachten kann, weil sie mit keiner von beiden besonders assoziiert ist. Sie schaut nicht länger über die Schulter des Erste-Position-Selbst, wo sie sie eher mit dessen Glaubenssätzen, Werten und Interessen identifiziert. Sie ist auch nicht in besonderem Maß an die andere Person gebunden; sie kann leidenschaftsloser betrachten, was zwischen den beiden passiert.
Manche Trainer behaupten, daß das in dieser Position erworbene Wissen eine Art „absolute“ Wahrheit höherer Ordnung besitzt. Aus unserer Sicht liefert diese Position wertvolles Wissen und wertvollen Einblick, aber generell relativer Art, weil sie von Information und Wissen innerhalb des Systems abhängig ist, einschließlich dem des Untersuchenden. Wie bei der Zweiten Position hängt ihre Tiefe und Qualität ab von dem Grad, in dem die Person, die diese Position einnimmt fähig ist dies zu tun indem sie das Erste-Position-Selbst hinter sich läßt und sich durch die Lücke des gemeinsamen Urgrunds fortbewegt. Je mehr er oder sie dazu in der Lage ist, desto mehr werden persönliche Neigungen zurückgelassen und desto eher kann ein unvorbelasteter Wissender, ein Wissensprozeß und Gewußtes entstehen. Dann kann sich das erworbene Wissen dem bestmöglichen verfügbaren objektiven Wissen annähern.
Die Dritte Position wird manchmal „Beraterposition“ („consultant position“) genannt. Aber als wir modelliert haben, wie wir in Organisationen intervenierten, entdeckten wir, daß von einem Berater nicht nur alle drei klassischen Positionen benötigt werden, sondern daß eine wichtige Position vernachlässigt wurde, die wir als wesentlich für unsere professionelle Wirksamkeit in dieser Rolle ansahen – das Einnehmen einer Wahrnehmungsposition der Identifizierung mit einer Organisation, einem System oder einer Beziehung als Ganzem.Zuerst fragten wir uns, ob dies einfach eine assoziierte Dritte Position sei, die das System nicht beobachtet, sondern zu dem System wird. Als Alternative erwogen wir, ob es eine erweiterte Erste Position sei, die das Selbst, den/die Andere(n) und die Beziehung zwischen ihnen beinhaltete. Unsere Folgerung ist, daß diese Position dem Personalpronomen „wir“ entspricht und einzigartig genug ist um als eigenständige Wahrnehmungsposition zu gelten.
Die Vierte Position ergibt ein gefühltes „Bauch“-Wissen darüber, was in einer Beziehung passiert. In der Vierten Position beobachten wir nicht, sondern fühlen mittels direkter Identifizierung was zwischen den Paaren und Gruppen passiert, deren Teil wir sind. Die Vierte Position liefert ein sensibles Barometer der Klimaveränderungen in unseren Beziehungen. Sie baut eine sorgende, liebende, eingebundene Annäherung an Beziehungen auf, weil die wahre Vierte Position sowohl „Ich“ als auch „Du“ beinhaltet, aber als Einheit. Aus dieser Position werden wir motiviert, das Ganze, welches uns und andere einschließt, zu schätzen und dafür zu sorgen.
Wir fanden heraus, daß es zwei oder drei offensichtliche Arten oder Abstufungen gibt, diese Position einzunehmen. Wir stellten fest, daß sie als einfaches „Wir“-Gefühl erlebt werden konnte, wobei der Locus meiner Aufmerksamkeit nicht speziell bei mir liegt, sondern bei einem Gefühl des kollektiven Pulsschlags der Familie oder Gruppe, deren Teil ich bin. In gewissem Sinne dehnen sich die scheinbaren Grenzen meines Selbst aus, bis sie andere genauso einschließen wie mich.
Außer diesem einfachen Gefühl von „Wir“ fanden wir, daß wir uns sogar noch stärker mit einer Beziehung identifizieren können, indem wir sie gleichsam werden. Hier funktionieren wir nicht mehr einfach mit einem ausgedehnten Wir-Selbst, sondern sondieren die Natur und Qualität des Erlebens dieses Wir-Selbsts.
Des weiteren fanden wir, daß wir als Berater größerer Organisationen und Systeme dazu neigten, uns zu fragen: „Was erlebe ich, wenn ich mir vorstelle, dieses System als Ganzes, als Teil von mir zu haben?“ Auf diese Art bekamen wir wertvolle Informationen über die Muster, Energie und Art der Organisation als vollständige Einheit.
Um eine konkretere Vorstellung der Vierten Position zu bekommen, könnten Sie an eine Beziehung denken, deren Teil Sie sind. Stellen Sie sich vor, in den Raum zwischen sich selbst und den/die Anderen zu treten, so daß Sie die Beziehung „werden“, oder die Beziehung Sie wird. Sie werden ein „Wir“, das Sie und den/die Anderen umfaßt. Was erleben Sie in Ihrem Körper in diesem Raum? Was fühlen Sie? Welche inneren Bilder erscheinen?
Die Vierte Position ist eine assoziierte Position. Darin spüren wir oft das, was passiert als Gefühle, Energie, oder Kräfte, die manchmal kinästhetisch repräsentiert werden, manchmal als Bilder oder Metaphern, die Gefühl in eine Art verdichtete holistische Repräsentation transformieren. Das sind wertvolle Informationen. Dieser Raum hat oft Wissen und Weisheit, die nötig sind um eine Beziehung zu heilen. In der Vierten Position können wir oft die Ressourcen erkennen, die benötigt werden. Welchen Rat könnten Sie, als die Beziehung, Ihrem Erste-Position-Selbst geben?
Stellen Sie fest, was im täglichen Umgang mit anderen passiert, wenn Sie ab und zu versuchen, Ihre Beziehung als „Wir“ zu erleben. Wie verändern sich Ihre Reaktionen? Achten Sie darauf, was passiert, wenn Sie ruhig sitzen und Ihrem „Wir“ erlauben, Ihre Umgebung einzuschließen.
Was passiert mit jeglichem Gefühl von Trennung?
Eine machtvolle Möglichkeit, einen „Wir“-Raum zu betreten ist, mit anderen zu singen. Wenn Sie es sich gestatten können, sich als Teil von ihnen zu fühlen, können auch große Kundgebungen oder Sportereignisse ein mächtiges Gefühl für die Vierte Position vermitteln.
Was „Wir“ alles beinhaltet, kann sehr stark variieren. Wenn wir das Teile-Modell akzeptieren, kann unsere Identität in einem bestimmten Sinn für ein „Wir“ gehalten werden, das aus einer Gemeinschaft von „Ichs“ heraus entsteht. Es kann zeitweise ganz nützlich sein, uns selbst derart zu betrachten, besonders, wenn wir internale Konflikte erleben; es bietet mehr Raum um internale Differenzen zu beherbergen. Techniken wie Satirs Parts Parties laden zu solch einer „Wir“-Position ein.
Unser „Wir“ kann nur eine andere Person einschließen, wie bei einem Paar, oder mehrere andere, wie bei Familien, Arbeitsgruppen, sozialen oder religiösen Gruppen, Nationen, Rassen, oder der Menschheit als Ganzem, oder wie in den Traditionen der amerikanischen Ureinwohner „all unsere Verwandten“, was andere Lebewesen einschließt.
Die Beziehung von „Ich“ und „Wir“ unterscheidet sich von Gruppe zu Gruppe und von Kultur zu Kultur. In westlichen Demokratien kreiert oftmals eine politische Partei ein „Wir“, was aber typischerweise ein „Wir“ über ein „Ich“ ist (Republikaner/Konservative) oder ein „Wir“ über ein „Wir“ (Demokraten/Sozialisten). Kulturell erscheinen die Vereinigten Staaten mehr „Ich“- und weniger gemeinschaftsorientiert als typische europäische Gesellschaften. Vielleicht ist es kein Zufall, daß das dort entwickelte Modell der Wahrnehmungspositionen keine „Wir“-Position enthält.
Die Vierte Position ist nicht immer ausschließlich positiv. Sie kann uns ganzheitlicher werden lassen, wenn wir mehr in uns aufnehmen, wenn unser „Wir“ internal selbstreferentiell ist und aufnehmen hineinpaßt. Aber es kann gefährlich, paranoid und ungesund werden, wenn wir unser „Wir“ über externale Referenz und mismatching definieren indem wir Grenzen errichten in den Beziehungen zu denjenigen, die wir ausschließen oder denen wir entgegenwirken, seien es andere Menschen, Rassen, Kulturen, Glaubensbekenntnisse oder Geschöpfe. Es ist interessant, daß sich die Mafia manchmal „Cosa Nostra“ (Unsere Sache) nennt. Dergestalt ist auch die Struktur der mächtigen Kräfte in faschistischen Ideologien, die typischerweise gedeihen, wenn sich das kollektive „Wir“ in seiner eigenen Identität schwach und verwundbar fühlt.
Letztendlich wird die Vierte Position um so ganzheitlicher, je mehr sie die Fähigkeiten „aufnehmen“ und „einschließen“ entwickelt. Sie kann einen natürlichen und leichten flüchtigen Einblick freigeben in die Art ozeanischer Perspektive, auf die Bateson anspielt. Stellen Sie sich für einen Moment vor, daß Sie mit einem „Wir“ identifiziert sind, das jedes Wesen auf diesem Planeten einschließt… und sich ausdehnt um alle Wesen auf allen möglichen Planeten in diesem riesigen Universum einzuschließen…. Sie können ein Gefühl der Expansion haben hin zu einer Identifizierung mit allem, was ist. „Wir“ bietet einen Weg zu Weisheit an. „Wir“ impliziert Pluralität, aber es ist Eines – Eines mit Unterschieden darin.
Teil 1
1. Spezifizieren Sie den Kontext, in dem Sie ein Berater für sich selbst sein wollen. Legen Sie mit Hilfe von Papierzetteln die beteiligten Schlüsselfiguren, wichtigen Individuen, Gruppen oder Organisationen auf dem Boden aus.
Aus der Metaposition: Beschreiben Sie die Beziehungen innerhalb des Systems. Beschreiben Sie wichtige Muster und Schleifen (loops).
2. Nehmen Sie die Erste Position ein: Was erleben Sie in diesem Kontext?
3. Gehen Sie nacheinander mit jedem der wichtigen anderen Beteiligten in die Zweite Position. Welchen Einschränkungen sind Sie unterworfen?
4. Dritte Position: Was haben Sie bis hierhin über die wichtigen Muster und Schleifen (loops) in dem System erfahren)
Teil 2
5. Nehmen Sie die Vierte Position ein mit dem System als Ganzem:
6. Gehen Sie in die Dritte Position:
7. Wenn Sie nun in die Erste Position zurückkehren, haben Sie die Ressourcen um die Aufgabe zu erledigen?
Wenn ja, finden Sie Zugang zu ihnen und gehen Sie rundum in die verschiedenen Positionen, wobei Sie Veränderungen registrieren. Wenn nicht, tun Sie was nötig ist um Ressourcen zu bekommen oder erlauben Sie sich, sich die Ressourcen vorzustellen und gehen Sie rundum in die verschiedenen Positionen und registrieren Sie Veränderungen.
8. Nehmen Sie sich einen Moment Zeit um die relevanten Positionen wieder in sich zu assimilieren und bemerken Sie, wie Sie für einen Kontext gesorgt haben, der größer und konstanter ist als jede einzelne Perspektive, der aber jede und alle Perspektiven gestattet, die Sie angenommen haben. Beachten Sie, wie dieser Kontext durch diesen Prozeß belebt und zugänglicher gemacht worden ist.
Der letzte Schritt ist wichtig. Der gemeinsame Urgrund der Wahrnehmungspositionen wird oft nicht beachtet. Die verschiedenen untersuchten Wahrnehmungspositionen sich wieder zugänglich zu machen und sie zu assimilieren hilft dabei, uns der Ebene des Selbst bewußt zu werden – und belebt sie – die jede einzelne und alle von ihnen ermöglicht – das früher diskutierte bezeugende Bewußtsein (witnessing awareness).
Wahrnehmungspositionen sind ein gemischter Segen. Sie ermöglichen es uns, effizienter in der Welt zu funktionieren, können uns jedoch auch wie auf einem „Identifizierungskarussell“ festhalten, von einem „Wahrnehmungskarussellpferd“ zum nächsten wechselnd. Durch sie gewinnen wir wertvolle „Neuigkeiten aus dem Universum“, die uns effizienter funktionieren lassen, aber wir riskieren auch, uns in einem Spiegelkabinett zu verirren, wo ein Zerrspiegel dem anderen folgt.
Wahrnehmungspositionen können entweder eine Falle sein oder eine Falltür zu einer ganzheitlichen und integrierten Art des Seins in der Welt. Wenn wir anfangen, die gemeinsame Grundlage der Wahrnehmungspositionen zu erkennen, wenn wir uns der zentralen „Lücke“ zwischen ihnen bewußt werden, beginnen wir die Möglichkeit zu haben, ganz von dem Spiel abzuspringen – zu einer neuen und aufgeklärten Ebene des Wissens. Besonders die Vierte oder „Wir“-Position ist vielversprechend; denn je umfassender sie wird und unsere Welt und die Sterne dahinter aufnimmt, desto näher kommt sie einem Gefühl für die grenzenlose „Istheit“ des Kosmos als Ganzes.
Solches Wissen ist heute wesentlich, weil die Struktur unserer Welt sich verändert von monolithischen Hierarchien (äußere Entsprechungen unserer „imperativen Selbsts“ („imperative selves“)) zu dezentralen knotenpunktartig vernetzten Wissenden in einem Netz von Informationen. Die weltweite Flachheit eines großen Teils des politischen Diskurses reflektiert das Versagen vieler unserer politischen Führer und der Systeme, die sie unterstützt haben, den sich beschleunigenden Wechsel hin zu einer Welt aus vernetzten Matrizen zu erkennen und sich daran anzupassen. Leichtigkeit beim Tanz der Wahrnehmungspositionen und ein Bewußtsein, daß es lediglich ein Tanz in der Matrix unseres eigenen Wissens ist, gibt uns eine Freiheit und Flexibilität, die für Überleben und Erfolg im Informationszeitalter und darüber hinaus wesentlich ist.
Zu den Autoren:
Jan Michael Ardui ist NLP-Trainer, Management Consultant und Direktor von InMind, dem Epizentrum für NLP in Belgien. Jans Hauptinteresse ist das Untersuchen von Modellierungsprozessen und ihre Anwendung in einem Business-Kontext.
Peter Wrycza, PhD, aus Großbritannien ist ein international tätiger NLP-Trainer. Nach seiner Forschung zur Rolle von Erfahrungen höherer Bewußtseinsebenen im kreativen Prozeß von Schriftstellern und Künstlern hat er in den letzten Jahren Bewußtsein untersucht und darüber geschrieben.