Reframing

Reframing, oder „Die Kunst der nützlichen Umdeutung“

Als ein sogenanntes Reframing wird im NLP und in der Systemischen Psychotherapie die Methode der „Umdeutung“ bezeichnet. Konkret wird dabei z.B. ein Ereignis, Phänomen oder Verhalten in einen neuen, nützlich(er)en Rahmen (frame) gesetzt. Dieser Perspektivenwechsel, die Fähigkeit auch andere Bedeutungen zu erkennen, trainiert die Flexibilität und erhöht die eigenen Wahlmöglichkeiten. Ein Reframing ist dementsprechend besonders nützlich, wenn der derzeit gegebene Sinn, negativ oder problembehaftet ist und durch einen „stuck state“ keine neuen Sichtweisen erschlossen werden können (wollen).

Ein Beispiel

Ein Vater beschwert sich, dass ihn seine Tochter eine Stunde nach dem ausgemachten „Zapfenstreich“ um einen Anruf bittet, sie und eine Freundin nach Hause zu fahren. In einem Reframing für diese Situation könnte z.B. darauf hingewiesen werden, dass die Tochter …

  • scheinbar verantwortlich erzogen wurde und sich nicht von irgendjemandem fahren lässt (nur um nicht „aufzufliegen“),
  • auf die Freundin achtet und auch diese wohlbehütet zu Hause ankommend wissen will,
  • darauf vertraut, dass in dieser Situation dem Vater der Wert Sicherheit wichtiger ist als das Überziehen der Ausgehzeiten und
  • weiß, dass auf den Vater verlass ist.

Das Reframing gibt dem ganzen eine neue Bedeutung – Schlagartig erscheint das Verhalten der Tochter in einem anderen Licht. Eine Umdeutung ist besonders hilfreich, wenn der zu erfüllende Wert im Reframing als höherwertiger repräsentiert wird.

Reframings im Alltag

Reframings sind im Alltag häufig zu finden; z.B. bei Witzen, in Geschichten, Märchen oder Fabeln und auch bei Erfindungen und Innovationen.
Bei Witzen wird meist ein Rahmen konstruiert, damit dieser für die Pointe schnell und unkonventionell verändert werden kann: „Kommt ein Mann mit einem Frosch am Kopf in die Arztpraxis. Fragt der Arzt sehr überrascht: ‚Wo haben Sie denn den her?’ Sagt der Frosch: ‚Ach, den hab ich mir irgendwo eingetreten!’“

Viele Neuerungen waren nicht als solche geplant: Eine Firma erfand einen Klebstoff, der einfach nicht trocknen wollte, woraus die heutigen „gelben Klebezettelchen“ (Post-it‘s). Ein Pharmaunternehmen wollte ein neues Blutdruckmittel erfinden, das Neben- bzw. Endprodukt ist eine blaue Potenzpille für das männliche Geschlecht.

Welche Arten von Reframing gibt es?

Beim Bedeutungsreframing (oder Inhaltsreframing) wird z.B. einem problematisch erlebten Verhalten, eine neue nützlichere Bedeutung gegeben – es wird eine auch passende, aber positivere, Perspektive angeboten.
Beispiel: „Mein Boss kommt mit neuen Arbeitsaufträgen zuerst zu mir!“ Diesem Umstand kann die Bedeutung „ich bekomme am meisten zu tun“ gegeben werden, wobei der Wert der Gleichberechtigung oder der Freizeit verletzt wäre. Dem Verhalten kann aber auch die Bedeutung „der Chef hat eine hohe Meinung von mir, scheinbar ist er mit meiner Arbeit sehr zufrieden und vertraut mir immer mehr an“, gegeben werden.

Bei einem Kontextreframing wird das „Störende“ in einen dafür passenden Kontext gesetzt. Durch die andere Umgebung kann das unerwünschte Verhalten nützlich sein. Auch dies soll mit einem Beispiel veranschaulicht werden: Ein Mann ist wenig darüber erfreut, dass seine Frau zu Hause alles akribisch ordnet. Die Frau verwaltet auch die Familienfinanzen und das alltägliche „Inventar“; durch genau diese sorgfältige Genauigkeit, stimmt bei den Finanzen immer alles bis auf den letzten Cent und die Vorräte sind noch nie ausgegangen.