von Inke Jochims
Alfred Graf Korzybski war Mathematiker, Ingenieur, einer der ersten analytischen Philosophen und ein anerkannter Sprachwissenschaftler. Er gilt als einer der ersten Kybernetiker, auch wenn der Begriff „Kybernetik“ für seine Art zu denken damals noch nicht verwendet wurde.
Er schrieb 1933 sein Hauptwerk „Science and Sanity“, in welchem er wesentliche sprachwissenschaftliche Erkenntnisse seiner Zeit, Ansichten der analytischen Philosophie sowie die damals bekannten biologischen, neurobiologischen und evolutionsbiologischen Kenntnisse zu einem therapeutischen Modell integrierte. Auch wenn das Buch 1933 erschien und heute nicht mehr dem Stand der neurobiologischen Forschung entspricht, seine theoretischen Überlegungen stehen mit dem, was die moderne Hirnforschung an Erkenntnissen liefert, nicht im Widerspruch. Das therapeutische Modell, das auf seinen Forschungen basierte, nannte er „Neurolinguistisches Training“ und es ist das Vorläufermodell des heutigen „Neurolinguistischen Programmierens“.
Korzybskis Ziel war, eine „Theorie der Gesundheit“ zu entwickeln. Damit meinte er sowohl die psychische als auch physische menschliche Gesundheit.
Der Ausgangspunkt Korzybskis Überlegungen besteht aus zwei Teilen, die beide in dem Landkartensatz zusammengefaßt wurden. Er lautet:
„Eine Landkarte ist nicht das Gebiet, das sie repräsentiert, aber wenn sie korrekt ist, ist sie in ihrer Struktur der Struktur des Gebietes gleich (oder ähnlich), worin ihre Brauchbarkeit begründet ist“ (Korzybski 1933).
Der erste Teil des Satzes besagt, daß eine Abbildung nicht mit dem identisch ist, was es abbildet. Der zweite Teil besagt, unter welchen Bedingungen eine Abbildung, eine Landkarte gut ist, d.h. zu funktionellen Handlungsentwürfen und damit Ergebnissen führt.
Der erste Teil basiert auf einer ausgiebigen Kritik an der Vorstellung, es gäbe so etwas wie Identität zweier Ereignisse, zweier Menschen usw. Zu dieser Kritik gelangte Korzybski über eine sprachliche Analyse des allgemeinen Gebrauchs des Verbs „sein“. Die Folge der Vorstellung, es gäbe so etwas wie „Identität“, ist nach Korzybski ein bestimmtes mentales Vorgehen, nämlich „Identifikation“, das zu inadäquaten Modellen und Handlungsentwürfen führt.
Der zweite Teil der Analyse Korzybskis beschäftigt sich damit, wie eine Abbildung in Relation zum Abgebildeten aussehen muß. Alle Abbildungen müssen den empirisch bekannten Daten entsprechen, d.h. Theorien, die von den empirisch bekannten Daten eines Bereichs abgelöst wurden, sind schlecht. Das gilt sowohl für individuelle Theorien (Glaubenssätze) wie auch für wissenschaftliche Theorien.
Korzybski analysierte hier vor allem sprachliche „Abbildungen“ dahingehend, ob sie dem abgebildeten entsprechen. Also, wenn die Sprache suggeriert, daß etwas statisch und andauernd ist, tatsächlich aber handelt es sich um einen Prozeß, der mit einem „Statik“ suggerierenden Begriff beschrieben wird, ist die Abbildung falsch. Um diese Kritik und Analyse leisten zu können, entwickelte er Kriterien für gute „Landkarten“ und analysierte die Art der Begriffsbildung.
Dabei stellte er fest, daß das menschliche Nervensystem in verschiedenen Arbeitsschritten immer mehr abstrahiert, es legt bei jedem Schritt eine Landkarte der vorherigen Landkarte an, die weniger Details umfaßt, als die vorige. Jeder Abstraktionsschritt ist eine Meta-Karte zur vorherigen Karte. Das gleiche gilt auch für psycho-physiologische Zustände: Wenn über einen Zustand in einen Meta-Zustand gegangen wird, produziert dies einen neuen Zustand.
Korzybski wandte seine Analyse auch auf das menschliche Gehirn an. Seine Argumentation lautet im wesentlichen: Die Art der (sprachlichen) Landkartenbildung muß der Art und Weise entsprechen, wie das Gehirn tatsächlich arbeitet. Wenn man Modelle hat, die dem Gehirn entsprechen, wird Therapie funktionell. Mit Hilfe von Sprache kann man auf das Gehirn einwirken, da das Gehirn alle sprachlichen Ausdrücke verarbeiten muß. Wenn man das Gehirn trainiert, „falsche“ Landkarten zu produzieren, kommt es zu inadäquaten Handlungsentwürfen. Aber auch die Reihenfolge, in der Informationen verarbeitet werden, vom Sinneseindruck bis zur sprachlichen Beschreibung desselben, ist entscheidend und muß trainiert werden.
Es muß sowohl ein Modell gefunden werden, das der Arbeitsweise des menschlichen Gehirnes entspricht, als auch eines, mit dem man Sprache beschreiben kann und das das Problem der Identifikation vermeidet.
Alle Wahrnehmungs- und Erkenntnisleistungen des Menschen dienen primär dem Überleben in einer biologischen und sozialen Umwelt.
Das bedeutet nicht, daß der Mensch nicht auch Erkenntnisleistungen erbringen kann, die nicht dem primären Überleben dienen. Dies tut er aber erst, wenn das biologische und soziale Überleben gesichert ist. Das Nervensystem und das Gehirn sind dazu da, dem Organismus die Informationen zu liefern, die er braucht, damit er sich in seiner biologischen und sozialen Umwelt wirkungsvoll orientieren und entsprechend verhalten kann. Das Gehirn integriert die von den Sinnesorganen gelieferten Daten zu Modellen. Auf der Basis dieser Modelle plant es Handlungen und befiehlt dem Nerven- und Muskelsystem, diese Handlungen auszuführen.
Korzybski ging von einer Parallelität von Mentalem und Neuronalem, also von einer Parallelität zwischen Hirnprozessen und kognitiven Prozessen aus. Alle kognitiven Leistungen basieren auf der Arbeitsweise des Gehirns. Es gibt kein „Denken“, das unabhängig vom Gehirn und Nervensystem möglich wäre. Jeder Form von „denken“ oder „fühlen“ liegen neuronale Prozesse zugrunde.
„Körper“ und „Geist“ arbeiten zusammen und stehen in einer zyklischen Verbindung miteinander. Der Organismus arbeitet als „ganzes“. Jeder „Gedanke“ wirkt auf den „Körper“ ein und der „Körper“ auf die Art, wie und was man denkt. Also wird die Art der Modelle, die man zur Verfügung hat, von der Arbeitsweise des Gehirns und des Nervensystems bestimmt.
Das Gehirn erbringt die Wahrnehmungs- und Erkenntnisleistungen, die der Mensch braucht, um sich verläßlich in seiner Umwelt zu orientieren und überlebensförderndes Verhalten zu zeigen. Das Gehirn arbeitet dazu nicht mit einer direkten „Abbildung“ der Realität, sondern mit Modellen oder „Landkarten“.
Trotzdem nehmen die meisten Menschen, so Korzybski, häufig bewußt oder unbewußt an, daß das Gehirn ein treues Abbild der Realität produziert. Darüber hinaus empfindet man es subjektiv so, daß dieses Abbild, das das Gehirn liefert, mit der Welt „identisch“ ist.
Um zu wissen, welche Informationen das Gehirn tatsächlich liefern kann und um zu Modellen oder Vorstellungen der Welt zu kommen, die dem entsprechen, muß man das Gehirn und das Nervensystem empirisch untersuchen. Zudem muß man nach Strukturen forschen, die die Arbeitsweise des Gehirns angemessen beschreiben. Drittens muß man sich selbst trainieren, solche mentalen Modelle zu bilden, die der Arbeitsweise des Gehirns entsprechen. Wenn das gelingt, so Korzybski, entsteht „Gesundheit“, Gesundheit im physiologischen und psycho-logischen Sinne.
Korzybski erarbeitete eine Reihe von Merkmalen, die Modelle aufweisen müssen, damit sie funktionieren.
Er argumentierte: Alles, was existiert, steht in irgendeiner Beziehung zu allem anderen, und diese Beziehung läßt sich beobachten und beschreiben. Um Strukturen beschreiben zu können, braucht man eine Sprache, eine zweite Struktur, mit deren Hilfe man die bekannten empirischen Daten sinnvoll ordnen kann. So wird die Beziehung „Entfernung“ zwischen zwei Städten mit den Begriffen „Meter“ oder „Kilometer“ beschrieben. Nun kann man aber Beziehungen innerhalb einer Menge (z.B. der Menge der Städte) nicht sehen, bevor man keine zweite Struktur oder kein Konzept hat, um sie zu beschreiben. Gegebenheiten wie einzelne Städte kann man sehen, aber um die Beziehungen zwischen verschiedenen Städten erkennen zu können, muß man von den konkreten Daten abstrahieren und auf das gesehene Konzepte wie „Entfernung“ anwenden. Daher muß man erst eine neue Struktur entwickeln und dann testen, ob diese Struktur die tatsächlich vorhandenen empirischen Gegebenheiten angemessen ordnet und beschreibt. Aus diesem Grunde ist für Korzybski die Forschung und Erkenntnis neuer Strukturen, mit deren Hilfe man die empirisch bekannte Welt angemessen und nützlich interpretieren kann, Grundlage allen Wissens. „Wissen“, so Korzybski, ist niemals Wissen darüber, wie das Gebiet wirklich ist, sondern nur die Erkenntnis neuer, gut funktionierender Strukturen. Alles menschliche Wissen ist daher ein Wissen über Strukturen.
Eine Landkarte kann also eine Struktur haben, die dem Gebiet ähnlich oder unähnlich ist.
Zwei gleiche Strukturen haben ähnliche bzw. ungefähr gleiche logische Eigenschaften. Wenn Dresden auf der Landkarte zwischen Paris und Warschau eingezeichnet ist, handelt es sich um eine korrekte Karte, weil Dresden auch auf dem tatsächlichen Territorium zwischen Paris und Warschau liegt. Das Ordnungsprinzip ist „Reihenfolge“. In beiden Fällen, Landkarte und Gebiet, ist die Reihenfolge der Städte die gleiche. Die Elemente sind auf der Landkarte so angeordnet wie auf dem Gebiet. Die Landkarte korrespondiert mit dem Gebiet.
Die drei Städte müssen auf der Landkarte in der richtigen Reihenfolge (strukturell adäquat) abgebildet sein, damit die Landkarte als Landkarte ihren Dienst tut.
Damit ein Modell funktioniert, muß es, so Korzybski, dem, was es abbildet, strukturell ähnlich sein.
Wenn eine Landkarte gut ist, kann sie empirisch überprüft und daher notfalls korrigiert werden.
Sprache ist eine Landkarte, ein Modell, und teilt die oben genannten Eigenschaften mit allen Modellen. Sprache ist nicht nur ein fertiges Modell, sondern auch ein Modellbildungsinstrument, mit dessen Hilfe neue Erfahrungen zu Modellen geordnet werden. Als Modell bringt es Strukturvorgaben mit, z.B. ist der korrekte Satzbau bereits eine Strukturvorgabe, die die Wahrnehmung der Welt in gewisser Hinsicht ordnet, nämlich in einen handelnden, aktiven Teil (Subjekt) und einen erleidenden, passiven Teil (Objekt). Je mehr man sich bewußt ist, welche Strukturvorgaben das Modell „Sprache“ macht, desto eher kann man überprüfen, ob diese Strukturvorgaben der empirisch bekannten Welt entsprechen oder auch nicht.
Sprache hat Struktur, also kann sie eine ähnliche oder unähnliche Struktur haben, wie das Gebiet, das sie abbildet. Die Struktur einer Sprache kann „nicht-elementaristisch“ sein, dann hat sie eine ähnliche Struktur. Oder sie kann „elementaristisch“ sein, dann ist sie in ihrer Struktur dem Gebiet unähnlich. „Elementaristisch“ ist eine Denkweise, die die Realität so wahrnimmt, als bestünde sie aus einfachen, isolierbaren Tatsachen. Diese Denkweise nimmt an, daß Sprache aus einzelnen, isolierbaren Ausdrücken besteht, die diesen Fakten entspricht. In diesem Denkmodell stehen Sprache und Realität in einem eins-zu-eins Verhältnis zueinander. Die Folge einer solchen Denkweise ist, daß die als isoliert voneinander wahrgenommenen und beschriebenen Tatsachen auch isoliert voneinander untersucht werden. Damit liegt der Fokus der Aufmerksamkeit auf der einzelnen Tatsache und nicht auf der Beziehung zwischen den Tatsachen.
Ein Beispiel: Man kann den Organismus begrifflich in zwei Teile zerlegen, in „Körper“ und „Geist“. Man kann daraufhin „Körper“ und „Geist“ so untersuchen, als hätten sie nichts miteinander zu tun und würden isoliert voneinander bestehen, als getrennt existierende und empirisch vorhandene Objekte. Die begriffliche Spaltung von „Körper“ und „Geist“ hat zu der Entwicklung einer Medizin geführt, die sich um den Körper kümmert, ohne den „Geist“ oder die „Seele“ zu beachten, und es entstand eine Psychologie, die die „Psyche“, also die „Seele“ im Gegensatz zum „Körper“ (Soma) untersucht und behandelt.
Weitere begriffliche Trennungen, die keinen empirischen Tatsachen entsprechen sind: „Beobachter“ und „Beobachtetes“, „Sinne“ und „Geist“, „Denken“ und „Fühlen“.
Eine „nicht-elementaristische“ Denkweise und Sprache spaltet Dinge, die zusammengehören, nicht begrifflich in scheinbar voneinander isolierbare Gegenstände auf. „Sinne“ und „Geist“, „Gefühle“ und „Intellekt“ sind keine voneinander isolierbaren Einzeltatsachen, sondern gehören zusammen. Korzybski ersetzte die oben genannten Begriffe durch den Begriff des „Organismus-als-ganzes“ und sprach von „Körper“ und „Geist“ immer nur in Anführungszeichen, um die fehlerhafte Struktur dieser Begriffe kenntlich zu machen. Eine nicht-elementaristische Denkweise (heute würden wir von systemischem Denken sprechen) fokussiert auf die Beziehungen zwischen Sachverhalten und beschreibt diese Relationen mit Hilfe von Strukturmodellen. Korzybskis Kriterium für nicht-elementaristisch ist also, daß Dinge so beschrieben werden, daß die Richtigkeit der Beschreibung durch Beobachtung überprüft werden kann. Alles andere führt nach Korzybski zu reinen Spekulationen mit Worten, einer Spekulation unabhängig von jeder Erfahrung. Eine solche Spekulation nannte er „pathologische Manifestation“.
Die Struktur unserer Sprache muß der Arbeitsweise des Nervensystems entsprechen und der Struktur der empirischen Welt. Einerseits muß man also wissen, welche Art von Modellen das menschliche Nervensystem überhaupt herstellen kann und andererseits die empirische Welt kennen. Drittens muß man überprüfen, ob die mit Hilfe von Sprache gebildeten Modelle diesen Erkenntnissen entsprechen.
Sprache kann mit Hilfe von Sprache beschrieben werden. Man kann Sprache benutzen, um über Sprache zu sprechen (man kann mit der Karte eine Karte der Karte erstellen). Sprache hat also selbstbezügliche Charakteristika. Die Linguistik benutzt Sprache, um die Sprache-Welt-Beziehung zu untersuchen. Für dieses Sprechen über Sprache ist es unbedingt erforderlich, stets zu unterscheiden, ob ein sprachlicher Gegenstand (ein Wort, ein Satz) benutzt oder erwähnt wird. Diese Unterscheidung wird dadurch unterstützt, daß man die untersuchte Sprache als Objektsprache, die bei der Untersuchung benutzte Sprache als Metasprache bezeichnet. Wie in einer chemischen Aussage über eine Substanz nicht diese Substanz, sondern ein Zeichen für sie benutzt wird, wird in einer linguistischen Aussage über ein Wort nicht dieses Wort, sondern ein Zeichen für dieses Wort benutzt. Wichtig ist die Unterscheidung zwischen Benutzung und Erwähnung eines Wortes. je nachdem, ob ein Wort „benutzt“ oder „erwähnt“ wird, bedeutet es etwas Verschiedenes. Wenn man diese Unterscheidung nicht sehr sorgfältig vornimmt, verwickelt man sich in Paradoxien.
Wenn diese Bedeutungen nicht voneinander unterschieden werden, trainiert sich das Gehirn selbst darauf, inadäquate Modelle der Welt zu bilden. Die Wechselwirkung zwischen Sprache, Gehirn und Körper erklärt Korzybski mit dem Begriff der „semantischen Reaktion“.
Worte repräsentieren nicht Gegenstände und Ereignisse, sondern durch ein menschliches Nervensystem wahrgenommene Gegenstände und Ereignisse. Das bedeutet, das Nervensystem hat auf einen Reiz der Außenwelt reagiert. Diese Reaktion nannte Korzybski eine „semantische Reaktion“.
Die „Semantische Reaktion“ definiert Korzybski als die psychologische Reaktion eines bestimmten Individuums auf Wörter, Zeichen, Symbole im Zusammenhang mit der Bedeutung, die diese Wörter, Zeichen, Symbole für dieses Individuum haben. Wenn ein Symbol für einen Menschen irgend etwas „bedeutet“, löst der Anblick dieses Symbols eine semantische Reaktion aus.
„Ein Stimulus war gegenwärtig und eine Reaktion erfolgte, so daß wir per Definition von einer Reaktion sprechen sollten. Da der aktive Faktor in dem Stimulus die individuellen Bedeutungen der gegebenen Person waren und seine Reaktion für ihn Bedeutungen hatte als vorsprachlichen Effekt, müssen wir die Reaktion eine semantische Reaktion nennen“ (Korzybski 1933).
Semantische Reaktionen korrespondieren mit dazugehörigen psychologischen Zuständen. Wenn eine semantische Reaktion ausgelöst wurde, hat das einen bestimmten Zustand zur Folge. Der Begriff „semantische Reaktion“ umfaßt sowohl die Reaktion, als auch den entsprechend dazugehörigen psychologischen Zustand. Wenn ein Ereignis die Aufmerksamkeit eines Individuums auf sich zieht oder Assoziationen weckt oder Ärger, Angst, Wut auslöst, spricht Korzybski von psychologischen Reaktionen als semantischen Reaktionen. Aus einem psychophysiologischen Zustand heraus entsteht ein bestimmtes Verhalten.
Daraus folgt, daß man mit Worten gewünschte Zustände auslösen kann.
Mit falschen Worten und unangemessenen Strukturen, kann man sich immer wieder auf ein inadäquates Modell der Welt konditionieren. Ein solches Wort ist das Verb „sein“, das immer wieder die Vorstellung von „Identität“ auslöst.
Der Gebrauch des Verbs „sein“ hat zu Vorstellungen geführt, die strukturell in der Aristotelischen Logik niedergelegt wurden und bis heute unser gesamtes Denken bestimmen. Korzybskis Kritik war hier im wesentlichen folgende Überlegung: Weil Identität eine unangemessene „Landkarte“ ist und weil die Aristotelische Logik und der alltägliche Sprachgebrauch uns auf die unangemessene Vorstellung von Identität konditionieren, ist das System der Aristotelischen Logik inadäquat und muß durch neue Logiksysteme (unter anderem das was wir heute Systemtheorie nennen) ersetzt werden.
Im folgenden gebe ich ausschließlich Korzybskis Kritik an der Vorstellung der Identität und dem daraus folgenden mentalen Vorgang der Identifikation wieder.
Ganz allgemein bedeutet „Identität“ einfach „Übereinstimmung“ oder „vollkommene Gleichheit“. in der Logik ist im Unterschied zur Gleichheit ein Gegenstand mit sich selbst und nur mit sich selbst identisch, das gilt absolut. Als „identisch“ werden in der Logik zwei Phänomene bezeichnet, wenn man sie mit Hilfe derselben Methode räumlich und zeitlich ineinander überführen oder ansonsten ihre Nichtunterscheidbarkeit demonstrieren kann. Wenn man beispielsweise sagt: „Der Morgenstern ist der Abendstern“, dann läßt sich nachweisen, daß die Begriffe „Morgenstern“ und „Abendstern“ sich auf ein und denselben Stern beziehen. Man kann die räumliche und zeitliche Ununterscheidbarkeit der Phänomene „Morgenstern“ und „Abendstern“ nachweisen, indem man die Bahnen beider Gestirne berechnet oder indem man dem Morgenstern mit einer Rakete hinterherfliegt und dann feststellt, daß beide „Sterne“ in Wirklichkeit „ein Stern“, nämlich der Planet Venus sind. „identisch“ im Sinne der Logik kann ein Gegenstand also nur mit sich selbst sein. Zwei Dinge, die sich in ihren Eigenschaften völlig gleichen, sind deshalb noch nicht miteinander identisch. Beispiel: Zwei Fotos, die vom selben Negativ auf die gleiche Art und Weise (mit der gleichen Belichtungszeit etc.) abgezogen wurden, können sich in allen ihren Eigenschaften gleichen. Sie sind aber nicht miteinander identisch, denn sie sind räumlich und zeitlich voneinander getrennt.
Der „Satz der Identität“ ist ein Prinzip der klassischen Logik, das folgendes besagt: Jeder Gegenstand ist mit sich und nur mit sich identisch. Sind zwei Gegenstände identisch, so unterscheiden sie sich in keiner Hinsicht. Oder anders gesagt: Dasjenige ist als identisch anzusehen, was sich nicht durch irgendein Prädikat (irgendeine Eigenschaft) unterscheiden läßt.
Identifikation bedeutet in der Psychologie eine bewußte oder unbewußte Übernahme von Eigenschaften, Denk- und Verhaltensweisen anderer Personen in das eigene ich durch Verinnerlichung. Identifikation bedeutet auch ein Sich-gleich-setzen mit anderen Personen.
Korzybski meint, daß uns die Annahme, es gäbe so etwas wie „Identität“ lehrt, Modell und Realität miteinander zu identifizieren. Korzybski gesamtes Modell basiert auf der Ablehnung dieser Vorstellung. Warum?
Die Zeit verläuft asymmetrisch, es ist niemals möglich, zu irgendeinem früheren Zeitpunkt zurückzukehren. Daher ist die Welt in einem permanenten Veränderungsprozeß begriffen, der unwiederholbar ist und auch nicht stehen bleiben kann. in diesem Prozeß geschehen ständig irgendwelche Veränderungen. Ein Zustand wie „Identität“, der Gleichheit in allen Aspekten, besonders aber eine zeitliche und räumliche Gleichheit voraussetzt, ist daher eine Illusion oder höchstens eine Hilfsvorstellung.
In einer solchen Welt gibt es keine zwei Ereignisse, die miteinander identisch sind und es gibt auch keine zwei Individuen, die miteinander identisch sind und auch keine zwei Modelle von Welt, die miteinander identisch sind. Es kann natürlich sein, daß sich Ereignisse, Menschen oder Dinge in wesentlichen Eigenschaften gleichen, es kann sogar nützlich sein, daß man sie gleich behandelt, aber sie sind niemals miteinander identisch.
Wenn zwei Menschen nicht miteinander identisch sein können, können sie auch nie die gleiche Erfahrung von der Welt haben. Daher können die Worte, die diese Erfahrungen repräsentieren, auch nie für zwei Menschen das gleiche bedeuten. Ein Wort hat daher immer so viele Bedeutungen, wie es Menschen gibt, auch wenn sich diese Bedeutungen sehr ähnlich sein können und auch müssen, wenn sich zwei Menschen mit Hilfe von Sprache verständigen wollen. Die Identifikation eines Wortes mit seiner Bedeutung kann nur die Identifikation eines Wortes mit einer individuellen Bedeutung sein. Diese Form der Identifikation führt zu starrer und unflexibler Kommunikation.
Der Versuch, zwei Dinge einander gleichzusetzen, fokussiert die Aufmerksamkeit des menschlichen Gehirnes auf Ähnlichkeiten, es läßt Unterschiede zugunsten von Ähnlichkeiten weg. Da sich aber die Modelle der Welt anpassen müssen, um zu funktionieren und da die Welt sich ständig ändert, liegen die entscheidenden Änderungen gerade im Detail, im Unterschied. Der mentale Versuch, Dinge miteinander zu identifizieren, führt dazu, daß diese Details weggelassen werden, damit die Gleichsetzung funktioniert. Das ist häufig nützlich – solange man sich bewußt ist, daß Details weggelassen wurden. Wenn man identifiziert, ist man sich dessen nicht bewußt und kann dann nicht verstehen, warum gerade das ausgelassene und übersehene Detail so wichtig wurde.
7.2. Formen der Identifikation
Die wichtigsten Formen der Identifikation sind:
Die Identifikation eines Wortes mit dem was es repräsentiert. Hier gibt es zwei Varianten:
Erstens die Annahme, das, was man selbst mit einem Wort verbindet, wäre das, was alle mit diesem Wort verbinden. Das kann nicht sein, weil ein Wort allenfalls die individuelle Erfahrung von einem Gegenstand repräsentiert, nämlich das, was man von einem Gegenstand gesehen, gehört oder gefühlt hat. Eine etwas allgemeinere Form dieser Art von Identifikation ist die Identifikation von einem Symbol mit dem, was es (für einen selbst oder für andere) symbolisiert.
Die zweite wichtige Form ist die der Identifikation von Gefühl oder Idee und dem Wort, das dieses Gefühl oder diese Idee bezeichnet. Das führt dazu, daß man glaubt, das Gefühl existiere als objektiver Gegenstand, außerhalb der eigenen Wahrnehmung. Diese Form der Identifikation nannte Korzybski „Objektifikation“, weil das Gefühl oder die Idee behandelt wird, als wäre es ein konkretes Objekt, das man haben und verkaufen kann.
Die Identifikation von mehreren Bedeutungen eines Wortes zu einer einzigen Bedeutung. Wörter bedeuten je nach Kontext, in dem sie gebraucht werden, etwas sehr Verschiedenes. Wenn man annimmt, daß Wörter nur eine einzige Bedeutung haben, betrachtet man den bedeutungsgebenden Kontext als nicht relevant. Das erschwert die Kommunikation ganz erheblich, weil man dann nicht auf die Idee kommt, jemand anderes könnte einen falsch verstehen.
Die Identifikation von Beschreibung und Schlußfolgerung. Hier nimmt man unbewußt an, daß wenn eine Beschreibung wahr ist, auch die Schlußfolgerung, die auf dieser Beschreibung basiert, ebenfalls wahr ist. Beschreibung und Schlußfolgerung gelten als miteinander identisch. Diese Form der Identifikation führt dazu, daß man alle Aussagen so behandelt, als wären sie verifizierbar oder falsifizierbar.
Die Identifikation von zwei Ereignissen zu einem Ereignis, von zwei Menschen zu einem Menschen, von zwei Symbolen zu einem Symbol usw. Bei dieser Form der Identifikation werden aus psychischen oder sonstigen Gründen sehr verschiedene Entitäten mental und/oder gefühlsmäßig einander gleichgesetzt und sie werden so behandelt, als wären sie gleich oder identisch.
Die Identifikation eines Elementes mit der Klasse, zu der dieses Element gehört. Eine solche Identifikation bedeutet, daß man annimmt, daß die Elemente einer Klasse oder Menge die gleichen Eigenschaften haben wie die Klasse, zu der sie gehören.
Eine weitere Form von Identifikation nannte Korzybski: Kopieren von neuronalen Reaktionen. Damit meinte er, daß man den psychophysiologischen Zustand eines anderen Menschen kopiert, sich also in den gleichen neuronalen Zustand versetzt. Diese Form der Identifikation wird in der Psychologie beschrieben. Man glaubt, daß man fühlt, was der andere fühlt und denkt, was der andere denkt. Nach Korzybski ist die Fähigkeit dazu, neuronale Zustände nachzuahmen oder zu „kopieren“, Voraussetzung dafür, daß Menschen voneinander lernen können. Heute nennen wir diesen Vorgang „modellieren“ eines Menschen, indem wir seine Physiologie bei einer bestimmten (erfolgreichen) Tätigkeit nachvollziehen. Korzybski sah diesen Mechanismus als gefährlich an, solange er unbewußt und unreflektiert angewendet wird. Ein Beispiel für eine unkritische Verwendung dieser Form der Identifikation ist die Identifikation mit einem Aggressor.
Nach Korzybski benutzen wir Identifikation als ständiges Verfahren, um unsere Erfahrung von der Welt zu Modellen zu ordnen. Das tun wir, weil die Aristotelische Logik uns darauf trainiert, an „Identität“ zu glauben und dementsprechend das Verfahren der Identifikation permanent unbewußt anzuwenden. Diese Logik durchzieht unsere gesamte Wahrnehmung von der Welt. Die Art, wie wir denken, ist grundsätzlich von den in dieser Logik formulierten Vorannahmen oder Sätzen geprägt. Sollten sich diese Vorannahmen als teilweise ungültig oder inadäquat erweisen, sind sehr viele Modelle, die auf der Basis dieser Vorannahmen gebildet wurden, nicht angemessen.
Das Alternativmodell zum System der Aristotelischen Logik sah Korzybski in dem mathematischen Modell der logischen Typen. Es ist ein Modell, das der Arbeitsweise des menschlichen Nervensystems näher kommt als das Aristotelische Modell.
Die Theorie der Typen unterscheidet zwischen Individuen, die keine Mengen sind, Mengen von Individuen, Mengen von Mengen von Individuen usf. Jede Menge enthält nur Objekte eines Typs und ist immer von höherem Typ als ihre Elemente. Die Menge der Individuen schließt die Individuen ein, die Menge der Menge von Individuen schließt die Menge der Individuen und die Individuen ein usw. Eine Menge muß stets auf einer höheren Stufe stehen als die Elemente oder Objekte, die in der Menge enthalten sind. Das gleiche gilt für Aussagen: eine Aussage über eine Aussage ist von einem höheren logischen Typus als die Aussage.
Wichtig ist, daß innerhalb dieses Modells jede höhere Ebene die tiefere Ebene einschließt. Die tiefere Ebene ist die Voraussetzung dafür, daß die nächsthöhere Ebene entstehen kann. Diese Überlegung ist sehr wichtig, wenn man sie auf die Arbeit des menschlichen Nervensystems anwendet. Daß etwas gesehen, gehört oder gefühlt wurde, ist Voraussetzung dafür daß es auch interpretiert werden kann. Es wäre nach diesem Modell falsch, die höhere Ebene, z.B. eine Interpretation, zur Voraussetzung für die tiefere Ebene zu machen, also das, was gesehen, gehört oder gefühlt wird. Wenn dies geschieht, kommt es nach Korzybski zu dem, was man „Halluzinationen“ nennt.
Eine Menge darf nicht Element ihrer selbst sein, sonst kommt es zu Paradoxien. Die Menge der Äpfel darf sich nicht selbst als Element enthalten. Wenn man diese Theorie auf Aussagen anwendet, bedeutet das: Eine Aussage darf sich nie selbst einschließen. Beispiel: Wenn ich sage: „Alle Aussagen sind wahr oder falsch“ dann mache ich eine Aussage, die sich auf eine Menge von Aussagen bezieht. Die Aussage: „Alle Aussagen sind entweder wahr oder falsch“ enthält sich selbst als Element der Menge aller Aussagen, denn da sie selbst eine Aussage ist, ist sie entweder „wahr“ oder „falsch“. Da es aber eine Aussage über eine Menge von Aussagen ist, darf sie sich nicht selbst als Element enthalten. Um dieser Art von Paradoxien zu entgehen, muß der Gegenstandsbereich, auf den sich eine Aussage bezieht, eingegrenzt werden. Beispiel: „Alle Aussagen, die sich auf das menschliche Nervensystem beziehen, sind entweder wahr oder falsch.“ Die Aussage über die Aussage enthält sich in diesem Beispiel nicht mehr selbst.
Dieses Modell lehrt nicht Identifikation, sondern dadurch, daß man immer zwischen den Elementen und der Menge von Elementen unterscheiden muß, das ständige Wissen, daß die Landkarte nicht das Gebiet ist, daß ein Wort nicht mit dem identisch ist, was es repräsentiert, daß ein Ereignis A nicht identisch ist mit Ereignis B. Weil es in „Nicht-Identität“ trainiert, fokussiert es die Aufmerksamkeit ständig neu auf das jeweilige „Gebiet“ und ermöglicht so, daß immer wieder neue und adäquatere Modelle gebildet werden.
Das Modell der verschiedenen Ebenen der Verarbeitung entspricht seinem hierarchischen Aufbau der Arbeitsweise des menschlichen Nervensystems und Gehirns. Die Verarbeitung von Sinneseindrücken, die über die Sinnesorgane vermittelt werden, erfolgt nach Korzybski in einem mehrstufigen, hierarchischen Prozeß. Die Sinnesrezeptoren empfangen Reize aus der Umwelt. Es liegen dem Nervensystem dann sensorische Elementarereignisse vor, die an sich noch keinerlei Bedeutung haben. Sie werden dann durch unbewußt ablaufende Prozesse zu einfachen und schließlich komplexen Wahrnehmungsinhalten zusammengefügt.
Sinneseindrücke werden also über ein mehrstufiges, hierarchisches Modell verarbeitet, vom Umweltreiz bis hin zu abstrakten Symbolen. In diesem hierarchischen Modell ist jede Ebene die Voraussetzung für die nächste und damit schließt die nächste immer die vorangegangene ein. Die Verarbeitung geschieht in einer festgelegten Reihenfolge mit endlicher Geschwindigkeit. Das Ergebnis eines Verarbeitungsschrittes ist nie mit dem folgenden Ergebnis identisch.
Die Verarbeitung erfolgt vom konkreten zum allgemeinen, dabei werden immer mehr Details weggelassen, so wie auch eine Menge (z.B. die Menge der Früchte) nur gebildet werden kann, indem von sehr vielen Details der einzelnen Früchte (Bananen, Weintrauben, Äpfel) abstrahiert wird.
Die Verarbeitungshierarchie von Sinneseindrücken zu abstrakten Symbolen kann man sich als eine Stimulus-Response-Kette vorstellen. In dieser Kette ist jeder Stimulus Voraussetzung für eine Reaktion und diese Reaktion ist dann der Stimulus für die nächste Reaktion. Signale werden im Nervensystem mit einer sehr hohen, prinzipiell aber endlichen Geschwindigkeit weitergeleitet. Das heißt, zwischen jeder Verarbeitungsstufe besteht ein zeitlicher und ein räumlicher Unterschied.
Bei jedem Verarbeitungsschritt des Nervensystems werden immer mehr Eigenschaften des ursprünglichen Objektes, Ereignisses oder Sachverhaltes weggelassen. Sie werden in der nächsthöheren Ebene nicht mehr repräsentiert. Daher sind die Informationen um so reichhaltiger, je tiefer die Verarbeitungsebene ist. Je sinnesspezifisch-konkret die Beschreibung, desto mehr Informationen enthält sie.
Aus dem, was über die verschiedenen Ebenen der Verarbeitung gesagt wurde, folgt, daß man die Ebene des Namens oder des „Begriffes“ auch die beschreibende Ebene nennen kann. Jede Aussage über einen Gegenstand ist dann eine schlußfolgernde Aussage.
Daher ist eine Aussage über eine beschreibende Aussage eine Aussage höherer Ordnung. Korzybski nannte eine Aussage über eine Aussage eine Schlußfolgerung.
Wenn man die beschreibende Aussage eine Abstraktion 1. Ordnung nennt, ist die Aussage über eine Aussage eine Abstraktion 2. Ordnung.
Sowie diese Aussage produziert worden ist, stellt sie einen Stimulus für eine neue Abstraktion dar, eine Abstraktion 3. Ordnung. Auch aus einer Schlußfolgerung kann man eine erneute Schlußfolgerung ziehen. Eine Abstraktion höherer Ordnung, also n+1. Ordnung, ist die Reaktion auf einen Stimulus der n-ten Ordnung.
Auch die verbalen Ebenen sind nach einer bestimmten Hierarchie angeordnet. Die beschreibende Ebene ist Voraussetzung für die schlußfolgernde Ebene, die erste Schlußfolgerung die Voraussetzung für die nächste usw.
Daher sind schlußfolgernde Begriffe wesentlich abstrakter als beschreibende Begriffe. Schlußfolgernde Begriffe sind eine Aussage über Beschreibungen. Schlußfolgernde Begriffe sagen etwas über beschreibende Begriffe aus, aber nicht über etwas, was man sehen, hören oder fühlen kann. Beschreibende Begriffe sind Aussagen über etwas, was man sehen, hören oder fühlen kann. Diese verschiedenen Typen von Aussagen müssen streng unterschieden und dürfen nicht miteinander identifiziert werden, d.h. man sollte sich ihres völlig unterschiedlichen Informationsgehaltes bewußt sein. Im NLP ist das Meta-Modell ein Instrument, das genau dieser Forderung entspricht.
Das Neurolinguistische Training nahm für sich in Anspruch, ein Modell zu sein, das „Gesundheit“ trainiert. Der Begriff, mit dem Korzybski einen gesunden Zustand beschrieb, ist der des „Bewußtseins für Abstraktion“. Sein NLT sollte semantische Reaktionen von „Nicht-Identität“ trainieren.
Der Begriff „Bewußtsein“ ist insofern undefiniert, als er nichts darüber aussagt, wessen man sich bewußt ist. Daher wählte Korzybski den Begriff „Bewußtsein für Abstraktion“. Heute sagt man dazu, jemand filtert und ist sich dessen bewußt, daß er filtert.
Das Bewußtsein für Abstraktion ist das Wissen um die Charakteristika, die Eigenschaften eines Objektes oder eines Prozesses, die bei einer Beschreibung oder einer Schlußfolgerung, also bei der Bildung höherer Abstraktionen ausgelassen wurden im Verhältnis zum ursprünglichen „Ereignis außerhalb unserer Haut“.
Bewußtsein für Abstraktion bedeutet die ständige Wahrnehmung, daß bei dem Übergang von einer Ebene zur nächsten Charakteristika ausgelassen wurden. Dieses „Wissen“ ist keinesfalls nur verbal und wird auch nicht verstanden, wenn es nur verbal verarbeitet wird.
Wenn es durch langes Training und therapeutische Techniken erworben wird, bedeutet das, daß man auf sehr viele Ereignisse in dieser Welt, sprachliche wie nichtsprachliche, flexibler reagieren kann und daher adäquatere Informationen über die Welt hat. Das Nervensystem und das Gehirn können dann ihre Aufgabe, funktionelle Modelle von Welt zu bilden, besser erfüllen. Nur ein Bewußtsein, welches weiß, welche Informationen es eigentlich hat und welche nicht und welcher Natur diese Informationen eigentlich sind, kann sich angemessen verhalten.
Das Nervensystem verarbeitet sinnesspezifische Impulse in einer bestimmten Reihenfolge. Das heißt, es nimmt erst wahr und beschreibt dann, schließlich zieht es aus den Beschreibungen Schlußfolgerungen. Wenn es in dieser Reihenfolge vorgeht, ist sichergestellt, daß das Nervensystem auf externale Stimuli reagiert, die tatsächlich vorhanden sind. In dem Prozeß der Informationsverarbeitung werden externale und internale Stimuli zunehmend zu einem Modell integriert. Eine angemessene Integration von externen und internen Stimuli ist überlebensnotwendig, damit man seine Bedürfnisse befriedigen kann. Beispielsweise braucht man, um nicht zu verhungern, den realen Apfel und nicht das wahrgenommene Objekt „Apfel“. Um den realen Apfel zu organisieren, muß das Gehirn erst auf externe Umweltreize reagieren und dann erst bestimmte Schlußfolgerungen ziehen. Diese Reihenfolge der Verarbeitung nennt Korzybski die „natürliche Reihenfolge der Verarbeitung“.
Angenommen, man könnte das Gehirn trainieren, erst den Schluß zu ziehen: „Mir schmecken Äpfel“, und dann die Beschreibung anzufertigen: „Dort liegt ein Apfel“, und dann die Wahrnehmung: „ich sehe einen Apfel“ zu produzieren. Dann käme das heraus, was man Halluzinationen nennt, es sei denn, man hat zufällig Glück und da liegt wirklich ein Apfel. Halluzinationen sind also strukturell als eine Umdrehung der natürlichen Reihenfolge der Verarbeitung von Daten zu beschreiben. Tatsächlich kann man das Gehirn trainieren, so zu arbeiten.
Die meisten Menschen kennen aus der Praxis ein „mentales Bild“ oder eine „Idee“. Sinneseindrücke werden mit früheren mentalen Bildern oder Ideen verglichen, kombiniert, weiterverarbeitet. Diesen Vorgang nennt man Intelligenz. Experimente zeigen, daß natürlicherweise der „Sinneseindruck“ zuerst kommt und dann die „Idee“ oder das vorgestellte Bild. Einige Individuen haben nun Ideen zuerst und dann den dazu Passenden Sinneseindruck, sie sehen, wo es nichts zu sehen gibt, hören, wo es keinen externalen Stimulus gibt usw. Wenn solche Menschen nicht beschützt werden, können sie nicht überleben. Das zeigt, daß die natürliche Reihenfolge der Interpretation lebenswichtig ist. Die Umdrehung dieser natürlichen Reihenfolge findet auch in der Identifikation oder Verwechslung logischer Ebenen statt. Diese führt zu einer Verwirrung des Nervensystems, da die natürliche Reihenfolge in der Aktivität des Nervensystems verletzt wurde. Diese Umdrehung transformiert die externale Welt in eine fiktive Einheit. Wenn man das Nervensystem auf eine Art und Weise nutzt, die gegen seine natürliche und überlebensnotwendige Reihenfolge arbeitet, muß man nicht-überlebensfähige Verhaltensweisen erwarten.
Der tägliche Gebrauch unserer Sprache trainiert darauf, weil er, wie gezeigt, zur Identifikation zweier verschiedener Ebenen der Verarbeitung einlädt. Der natürlichen Reihenfolge der Verarbeitung von Reizen zu Informationen stehen die beiden wichtigsten Formen der Identifikation im Wege: Zum einen die Objektifikation, bei der höhere Ebenen der Verarbeitung mit tieferen verwechselt werden. Hier werden Wörter mit Ideen, Gefühlen usw. identifiziert. („Objektifikation“, weil „Gefühlen“, „Ideen“ eine tatsächliche, objektive Existenz außerhalb des eigenen Nervensystems zugeschrieben wird.) Die zweite wichtige Form ist die Identifikation von Schlußfolgerung, schlußfolgernden Begriffen und Beschreibungen und beschreibenden Begriffen.
Es wurde schon gesagt, daß die verschiedenen Ebenen der Verarbeitung sehr verschiedene Eigenschaften haben. Es gibt zwei wesentliche Unterschiede zwischen den tieferen Verarbeitungsebenen (erste Wahrnehmungen) und den höheren Abstraktionen (Symbole). „Ideen“, „Gefühle“, „Intuitionen“, „Instinkte“ werden durch die Sinnesorgane und tieferen Verarbeitungsebenen von Rückenmark und Gehirn produziert. Die Sinnesorgane sind den aktuellen Erfahrungen des Lebens näher als der Neocortex, der nur stark gefilterte Eindrücke erhält. Die Erfahrungen der tieferen Nervenzentren sind nicht-dauernd, verschiebbar, vage und vor-sprachlich, aber oft sehr intensiv. Sie spielen in unserem Leben die wichtigste Rolle. Diese Erfahrungen können anderen Menschen nicht wirklich übermittelt werden, sie sind völlig individuell und haben daher einen privaten Charakter. Alle Sinneseindrücke, „Gefühle“, „Stimmungen“ sind Repräsentationen der allerersten Wahrnehmungen.
Die höheren Nervenzentren, wie der Cortex, sind fähig, abstrakte Symbole zu produzieren. Diese Symbole sind Repräsentationen dessen, was die tieferen Nervenzentren an Informationen geliefert haben. Die wichtigste Eigenschaft dieser Symbole ist, daß sie in extra-neuronaler Form weitergegeben werden können.
Nun sind Neocortex und tiefere Hirnzentren sowie die Sinnesorgane nicht völlig voneinander getrennt. Sie sind zyklisch durch Nervenbahnen miteinander verbunden. In einer zyklischen Nervenkette muß man immer die Ergebnisse einer Ebene in eine andere übersetzen. Symbole müssen in Erfahrungen (sehen, hören, fühlen) übersetzt werden und Gesehenes, Gehörtes, Gefühltes in Symbole.
Für die optimale Arbeit des menschlichen Nervensystems muß man Mittel entwickeln, das Dynamische in das Statische und das Statische in das Dynamische zu übersetzen. Man muß die abstrakten Symbole mit privater Erfahrung verbinden, damit man sie verstehen kann.
Die meisten psychologischen Schwierigkeiten entstehen auf der dynamischen effektiven Ebene. „Denken“ und „Fühlen“ kann nicht so genau getrennt werden, wie die Sprache das tut. Man weiß, wie „Denken“ durch „Fühlen“ beeinflußt wird, aber weniger, wie „Fühlen“ von „Denken“ beeinflußt wird.
Alle Psychotherapie dreht sich darum, „Fühlen“ durch „Denken“ zu beeinflussen. Theorien müssen mit den niedrigeren Nervenzentren in Verbindung gebracht werden. Theorien müssen „visualisiert“ werden, „Intuition“ und „Gefühl“ erreichen.
Die Verarbeitungsformen, die die tieferen Nervenzentren wirkungsvoll beeinflussen, nennt man „Visualisierung“, „Intuition“, „Gefühl“. Wenn höhere Ebenen der Verarbeitung, also sprachliche oder andere Symbole auf diese Weise „verdaut“ werden, hat der Mensch eine enorme Menge von Daten zur Verfügung. Er hat dann seine eigenen persönlichen Erfahrungen und Beobachtungen des aktuellen Lebens und auch die persönlichen Erfahrungen und Beobachtungen vergangener Generationen. Wenn es jemandem gelingt, Erfahrungen, die als Symbole gespeichert waren, in Erfahrungen zurückzuübersetzen, dann wurde sein Nervensystem durch die Symbole wirklich berührt. Sie wurden zurückübersetzt in die Erfahrungen der tieferen Ebenen, sie wurden „bedeutsam“.
Dann kann er diese Daten neu interpretieren, sie neu „sehen“. Aus alten Erfahrungen werden durch Neuinterpretation neue Theorien, die diesen Erfahrungen besser entsprechen. Diese neuen Theorien werden dann ähnliche semantische Effekte auf andere Individuen ausüben wie die Theorien, die zuvor genutzt wurden.
Die Übersetzung ist notwendig, weil die Reaktionen beider Ebenen auf das gleiche Material sehr verschieden sind.
Diese Prozesse (die Art, wie das Nervensystem effizient arbeitet) sind noch nicht unter dem Aspekt der Reihenfolge untersucht worden. Man benutzt sie oft, ist sich aber häufig nicht bewußt wie sie funktionieren. Daher hat man keine Möglichkeit, unsere semantischen Reaktionen zu trainieren.
Ein weiteres Problem ist die Übereinstimmung der Ergebnisse von höheren und tieferen Ebenen der Verarbeitung. Nun kann der Fall eintreten – und das geschieht sehr häufig -, daß die verbale Repräsentation der vorsprachlichen, die sie abbildet, in keiner Weise entspricht oder daß die Schlußfolgerungen den Beschreibungen nicht entsprechen. Jede Ebene ist nämlich ein Modell der vorigen Ebene und damit gilt für jede Ebene das, was für Modelle überhaupt gilt: Die Landkarte ist nützlich, wenn sie dem Gebiet strukturell ähnlich ist. Jedes Modell ist das Gebiet, das durch eine neue Landkarte repräsentiert wird. Wenn diese Landkarte strukturell dem Gebiet nicht entspricht, dann ist der Organismus, der über inadäquate Landkarten verfügt, in einer Art Spannung, die er durch alle Mittel zu verändern versucht. Der optimale Fall ist der, daß die Repräsentationen einander entsprechen. Das ist der für den Organismus gesündeste Fall. Der Organismus fühlt sich dann wohl und ist gut orientiert. Ein Beispiel dafür, wie wichtig es für den Menschen ist, daß Erfahrung und Interpretation einander entsprechen, ist die Situation in einem Raum oder in einer Gemeinschaft, wo sehr lange etwas Wahres nicht laut ausgesprochen werden durfte, wo irgend etwas „in der Luft“ hängt. Jeder „fühlt“ es, jeder sieht oder hört etwas, aber es gibt noch keine angemessene verbale Repräsentation für das, was los ist. Jeder kennt das angenehme Gefühl, das in einem Raum entsteht, wo plötzlich jemand eine Wahrheit ausspricht, die lange „in der Luft“ hing. Das angenehme Gefühl entsteht laut Korzybski dadurch, daß die höheren Abstraktionen (Beschreibung oder Schlußfolgerung) den tieferen („Intuition“, „Gefühl“) entsprechen.
In der Wissenschaft gibt es das gleiche Problem. Man sammelt verschiedene Abstraktionen tieferer Ordnung (Daten) und macht höhere Abstraktionen daraus, man interpretiert diese Daten. Wenn diese zwei verschiedenen Ebenen der Verarbeitung Strukturen einigermaßen zueinander passen, ist man zufrieden und genießt die daraus resultierende Harmonie. Wissenschaftler brauchen oft Jahre, um Theorien oder Modelle zu formulieren, die nicht strukturell mit den vorhandenen Daten in Konflikt geraten. Wenn sie das geschafft haben, dann fühlen sie sich zufrieden. Wissenschaftler kennen die Gefühle von „mentalem“ Schmerz und Unbehagen, wenn Sinneseindrücke und Theorien einander nicht entsprechen. Kreative Arbeit wird geleistet, um diesem Unbehagen zu entgehen. Menschen, die nicht kreativ sind, mögen diese Spannung nicht erfahren, sie produzieren aber auch keine wichtigen Arbeiten.
Das gleiche gilt in der Therapie. Die erlernten Arten, Sinneseindrücke zu beschreiben und zu interpretieren, können so falsch sein, daß ein permanent unglücklicher Zustand entsteht. Jene, die keine Konflikte fühlen, können trotzdem so involviert in diese Konflikte sein, daß sie keine neuronale Energie übrig haben, um sie zu lösen. Solch ein Versuch wird in semantischer Therapie gemacht: Der Psychiater versucht die semantischen Konflikte zu finden und zu eliminieren, so daß neue und freie neuronale Energie übrig ist, die dann für nützliche Arbeit verwendet werden kann.
Eine andere Form der Nichtübereinstimmung ist die Blockade. Korzybski nannte Blockaden semantische Blockade. Es gibt Schlußfolgerungen, die die Verarbeitung neuer Erfahrungen der tieferen Nervenzentren grundsätzlich ausschließen.
Eine Theorie der Gesundheit muß sich daher auch mit Dingen wie „Wahrheit“, „Unwahrheit“, „Verdrängung“ beschäftigen. Weil es das Ziel dieser Theorie ist, die effiziente Arbeit des Nervensystems durch die Entfernung von störenden semantischen Faktoren wie „Haltungen“ oder „Glaubenssätzen“ zu gewährleisten, muß man die Effekte betrachten, die falsche oder unterdrückte Aussagen auf das Nervensystem haben.
Da ein Impuls, ein „Gefühl“, die „Idee“ nicht einfach aus dem Gehirn und Nervensystem verschwinden kann – schließlich hat der Organismus irgend etwas gesehen, gehört oder gefühlt was wichtig ist -, stören die nicht verarbeiteten Impulse die Verarbeitung anderer Informationen.
Wenn man sieht, daß Ereignisse „A, B und C“ in einer gegebenen Reihenfolge „A, B, C“ erscheinen, dann haben die Sinnesorgane etwas wahrgenommen. Diese starten die zyklischen neuronalen Strömungen, die mit der gesehenen Reihenfolge übereinstimmen. „ABC“ ist gesehen worden, „ABC“ wird als „ABC“ erkannt und in dieser Reihenfolge auch als „ABC“ bezeichnet.
Sieht man die Reihenfolge A,B,C und sagt unwahrheitsgemäß, daß einem die Reihenfolge als C,B,A erscheint, basiert auch diese Aussage auf einigen zyklischen neuronalen Strömungen und zwar desselben Nervensystems. Man hat also einen Konflikt und eine Störung in der Arbeit des Systems. Wenn man einen Fehler macht, ist die Situation nicht die gleiche, wie wenn man absichtlich etwas Falsches sagt, sei es bewußt oder unbewußt.
Nehmen wir an, eine Reihe von Beobachtern stellen A,B,C fest. Ein neuer Beobachter macht den Fehler und sieht C,B,A. Die neuronalen Strömungen, auf denen seine Aussage basiert, entsprechen diesem Fehler. Zwischen dem, was er gesehen hat und dem, was er sagt, besteht eine Übereinstimmung, auch wenn beides falsch ist. Dementsprechend besteht kein Konflikt und keine Störung zwischen den verschiedenen neuronalen Strömungen. Das Gesehene und das Gesagte stimmen miteinander überein. Daraus folgt, daß Fehler und absichtliche Unwahrheit auf verschiedenen neuronalen Mechanismen beruhen. Ein Fehler, der zu einer subjektiven Wahrheit führt, aber zu einer objektiv falschen Aussage, hat keinen störenden Einfluß auf das Nervensystem. Aber absichtlich falsche Aussagen über Fakten beinhalten semantische Konflikte und Störungen in der Funktion des Nervensystems. Das gleiche gilt für „unterdrücktes“ Material. Damit sind permanent neuronale Strömungen, die miteinander im Konflikt liegen, verbunden. Die neuronale Energie wird für Konflikte und Kämpfe verwendet, während sie eigentlich für konstruktive Zwecke benutzt werden könnte. Wenn man also annimmt, daß zwischen Gehirn und Geist eine Parallele besteht, kann man alles, was man als „Blockade“, „Verdrängung“, „Lüge“ etc. beschreiben kann, auch auf der Ebene des Nervensystems als neuronale Prozesse beschreiben. Damit man verdrängen kann, muß das Nervensystem in gewisser Hinsicht gegen seine eigenen Interessen arbeiten. Das Gehirn hat die Aufgabe, die für das Überleben wichtigen Umweltmerkmale zu erfassen und zu verarbeiten. Wenn das Gehirn zwar Umweltmerkmale erfassen, dann aber nicht zu Modellen integrieren „darf“, die angemessene Handlungen erlauben wurden, ist der Organismus nach Korzybski in einem Zustand voller Angst und Sorge, denn irgendwie „weiß“ das Gehirn, daß es nicht so arbeitet wie es sollte. In einem solchen Falle arbeiten die verschiedenen Zentren im Nervensystem und Gehirn gegeneinander anstatt miteinander. Das manifestiert sich in einem Verhalten, das von einem Beobachter als inkonsistent beschrieben wird.
Kein Mensch reagiert direkt auf der Realität, sondern immer nur auf der Basis von Modellen. Je mehr diese Modelle strukturell mit der Realität übereinstimmen, desto besser funktionieren die auf der Basis dieser Modelle geplanten Handlungen. Damit man zu adäquaten Modellen kommt, braucht man a) Informationen über die Realität, diese liefern beim Menschen die Sinnesorgane, und b) Informationen über die Art und Weise, wie vorhandene Modelle, wie z.B. Sprache, diese Daten zu Modellen strukturieren. Wenn die vorhandenen Modelle den Daten nicht oder nur teilweise entsprechen, kommt es zu Konflikten. Jede Intervention sollte also dafür sorgen, daß neue Daten zu gut funktionierenden Modellen verarbeitet werden. Modelle müssen überprüfbar sein, damit zwischen dem Ergebnis und dem Modell Oberhaupt ein Zusammenhang hergestellt werden kann. Nur dann kann das vorhandene Modell den neuen Daten entsprechend verändert werden oder es können neue Modelle konstruiert werden, sollten die alten Modelle keine guten Ergebnisse bringen.
Identifikation ist eine Art, Modelle zu bilden, die der Realität auf keinen Fall strukturell entsprechen. Die auf der Basis von Identifikation entstandenen Modelle sind immer dem Gebiet und der Arbeitsweise des Nervensystems strukturell unangemessen. Daher erscheint die Rolle, die die Identifikation in einem gegebenen Individuum spielt, immer als entscheidender Faktor in seiner Fähigkeit, mit der Umwelt sinnvoll zu interagieren.
![]() |
Copyright Inke Jochims 1996. Berlin |